Ein Scheitern der Verhandlungen wäre vor allem für Großbritannien von Nachteil, dennoch werde sein Land "nicht irgendeine" Vereinbarung unterzeichnen, sagte Alexander. Zu Details der britischen EU-Haushaltspläne wollte sich der Minister nicht äußern, er sagte lediglich, der umstrittene Beitragsrabatt werde in jedem Vorschlag enthalten sein. Die BBC hatte zuvor berichtet, Großbritannien sei unter Umständen zum Verzicht auf zwölf bis 15 Prozent seines Beitragsrabatts bereit. Dies wurde jedoch vom Büro des Premierministers Tony Blair dementiert.
Die britische Ratspräsidentschaft will bei einer Klausursitzung der EU-Außenminister am Montag einen neuen Kompromissvorschlag für den Haushalt 2007 bis 2013 vorlegen. Medienberichten zufolge will die Regierung Blair eine erhebliche Kürzung des bislang vorgesehenen Budgets von 800 Milliarden Euro vorschlagen. Darunter würden vor allem die neuen Mitgliedstaaten leiden.
Alexander äußerte sich auch zum Bereich der umstrittenen Agrarsubventionen, von denen vor allem Frankreich profitiert. Frankreich habe in den vergangenen 25 Jahren "erheblich weniger" in die EU eingezahlt als Großbritannien. London strebe mit seinem Vorschlag einen "Gleichstand zwischen Nationen ähnlicher Größe" an. Der Beitragsrabatt für Großbritannien gilt seit 1984, weil das Land nicht in gleichem Maße von Agrarsubventionen profitiert hat wie Frankreich. Vor allem an dieser Verknüpfung waren beim EU-Gipfel im Juni die Finanzverhandlungen gescheitert.
EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso rief die Mitgliedstaaten in der "Süddeutschen Zeitung" zur Einigung im Haushaltsstreit auf. Andernfalls drohe in vielen Bereichen die Einstellung von Zahlungen. Die derzeitige Blockade bei den Verhandlungen schade allen. Europa brauche "einen ambitionierten und gerechten Haushalt."
Steinbrück kündigte eine Reduzierung der deutschen Netto-Zahlungen an die EU an. Es könne nicht sein, dass die Bundesrepublik jeden Tag ermahnt werde, die Maastricht-Kriterien einzuhalten und schon am nächsten Tag schließe man in Europa nicht aus, dass Deutschland seine Nettozahler-Position noch ausweiten könnte, sagte er der "Welt am Sonntag". Der Finanzminister forderte zudem eine "für die Mitgliedstaaten verkraftbare Obergröße bei den Ausgaben der EU". Deutschland gilt als größter Netto-Zahler der EU. Steinbrück bekräftigte, Deutschland wolle 2007 das Maastricht-Ziel wieder einhalten.