Zettelwirtschaft war gestern ...

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... Krankenschein in Kartenform ist morgen.

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Hauptverbands-Generaldirektor Josef Kandlhofer brachte das Riesenprojekt zu Ende.

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8,2 Millionen E-Cards sind verschickt. Bis auf 100 Verweigerer steigen alle 11.700 Kassenärzte auf das neue System um. Die große Mehrheit der Versicherten ist vom elektronischen Krankenscheinersatz überzeugt. Dagegen trauert ein Drittel der Ärzte dem Krankenschein nach.

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Wien – Die Bilanz nach der Versendung der letzten E- Card-Tranche an ihre künftigen Besitzer ist durchwachsen: Die Versicherten sind durchwegs zufrieden und vom papierlosen Nachfolger des Krankenscheins überzeugt, die Ärzte hingegen zu einem größeren Teil noch skeptisch.

Das zeigen die Ergebnisse der dritten Befragungswelle zur E-Card, die vom Hauptverband der Sozialversicherungsträger am Freitag präsentiert wurde. Demnach ergab die Umfrage unter 800 Versicherten "ein ganz entschiedenes Votum für die E-Card", sagte der für diesen Bereich zuständige Projektleiter von Ifes, Gert Feistritzer: "Die positive Einstellung geht quer durch alle Bevölkerungsschichten." Nur zwei Prozent der 8,2 Millionen verschickten Karten mussten beanstandet werden. 92 Prozent der Kartenbenutzer hatten keine Probleme bei der Anwendung in der Ordination, die anderen acht Prozent verwiesen auf technische Probleme. Neun von zehn Österreichern wollen, dass möglichst rasch alle Ärzte auf das E-Card-System umstellen. Als Nachteil der Karte sieht ein Fünftel Probleme beim Verlust oder beim Datenschutz.

Kritik

Anders die Situation bei den befragten 202 Ärzten. Knapp die Hälfte beurteilt die E-Card positiv, aber je ein Drittel steht ihr kritisch gegenüber und kritisiert Probleme bei der Umstellung auf das neue System. Rudolf Bretschneider von Fessel-GfK, verantwortlich für die Ärztestudie, überraschten die tendenziell schlechteren Ärztewerte nicht: "Jetzt wurden jene Ärzte befragt, die später umgestellt und teilweise eine zögerliche oder auch verzögernde Haltung gegenüber der E-Card gehabt haben. Da war von vornherein mit einer kritischeren Haltung zu rechnen. In Summe ist die Akzeptanz bei den Ärzten außerordentlich hoch."

Hauptverbandsdirektor Josef Kandlhofer hob hervor, "dass wir in der Zeit und auch exakt im Budget liegen", 116 Millionen Euro wurden investiert, er rechnet mit "40 bis 50 Millionen volkswirtschaftlicher Einsparung". Vorstandsvorsitzender Erich Laminger sieht in der E-Card "eine gewaltige Modernisierung des Gesundheitswesens".

Papierfetischisten

An die 100 "deklarierte Verweigerer" unter den 11.700 Kassenärzten Österreichs wollen laut E-Card-Manager Volker Schörghofer nicht auf die E-Card umstellen. Einige gehen in Pension, den anderen droht der Verlust des Vertrags.

Unter den 1800 Wiener Vertragsärzten gibt es schon jetzt 400 "EDV-Abrechnungsverweigerer", die sich ihre EDV- Abstinenz einiges kosten lassen. Es sind überwiegend ältere Ärzte, die teilweise sogar mit dem E-Card-System arbeiten, ansonsten aber in ihrer Praxis keinerlei digitale oder elektronische Datenverwaltung für Abrechnungen etc. einsetzen. Damit sie zu ihren Honoraren kommen, zahlen sie pro Krankenschein kostendeckende 50 Cent an die Wiener Gebietskrankenkasse, die die Daten dann selbst eintippt, so Sprecher Jan Pazourek. (DER STANDARD, Printausgabe 3./4.12.2005)