Rom - Der ehemalige FP-Justizminister Harald Ofner wird im kommenden Jahr den ehemaligen SS-Offizier Herbert H. vor einem italienischen Gericht vertreten - H. wird für das Massaker in der kleinen Apenninen-Gemeinde Marzabotto im Jahr 1944 verantwortlich gemacht. Ein Militärgericht in der italienischen Stadt La Spezia will für 17. Jänner über die Eröffnung eines Verfahrens gegen H. sowie gegen Klaus Konrad eine Verhandlung einberufen. Bei Konrad handelt es sich um einen Parlamentarier der SPD und Berater des verstorbenen deutschen SPD-Bundeskanzlers Willi Brandt.

Vom 29. September bis 5. Oktober 1944 waren in Marzabotto und in den benachbarten Ortschaften Grizzana und Monzuno 955 unbeteiligte Einwohner von SS- und Wehrmachtsangehörigen exekutiert worden. Der aus Österreich stammende SS-Obersturmbannführer Walter Reder hatte damals angeordnet, Zivilisten als Vergeltung für einen Partisanen-Angriff ermorden zu lassen. Die Urheber des Massakers blieben mit einer Ausnahme bisher unbehelligt. Nur Reder wurde von einem Militärgericht in Bologna 1951 zu lebenslanger Haft verurteilt. Er wurde aber 1985 freigelassen und kehrte nach Österreich zurück, wo er vom damaligen FP-Verteidigungsminister Friedhelm Frischenschlager per Handschlag begrüßt wurde - was einen politischen Skandal auslöste.

Reder

Der Kriegsverbrecher Reder war 1948 von der damaligen britischen Besatzungsmacht in der Steiermark ausgeforscht und an Italien ausgeliefert worden. Für die Freilassung Reders hatten sich unter anderem die österreichische Regierung und die Katholische Kirche eingesetzt, während die Hinterbliebenen der Opfer dagegen protestierten. Reder starb 1991 75-jährig in einem Krankenhaus in Wien.

Im Prozess um ein weiteres Nazi-Massaker in Italien hatte das Militärgericht in La Spezia am 22. Juni zehn ehemalige deutsche SS-Soldaten in Abwesenheit zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Bei dem Verfahren ging es um die Ermordung von 560 Zivilisten im August 1944 in der toskanischen Gemeinde Sant'Anna di Stazzema.

Bei dem anstehenden Prozess wird Konrad auf einen Verteidiger offenbar verzichten, während H. als Anwalt Harald Ofner wählte. Ofner war in der gleichen rot-blauen Regierung wie Frischenschlager Ressortchef im Justizministerium. Für Aufsehen hatte Ofner als Prozessanwalt auch schon im Jahr 2001 gesorgt, als er den nach Österreich geflüchteten und in Wien verhafteten Südtiroler FP-Politiker Peter Paul Rainer verteidigte. Er wollte eine Auslieferung Rainers nach Italien verhindern - was nicht gelang. Rainer wurde in Italien rechtskräftig verurteilt und verbüßt eine über 20-jährige Haftstrafe wegen des Mordes an seinem politischen Weggefährten Christian Waldner. (APA)