Foto: Standard.at/Türk
Die Präsidentin will mit gutem Beispiel vorangehen und lernt Türkisch. Die Sprache, die viele jener 12.056 Wiener Volks- und Hauptschüler als Muttersprache haben, die als "außerordentliche Schüler" in zwei Jahren Deutsch lernen, um dann als "ordentliche" dem Unterricht folgen zu können. Diese Sprachaneignung geht nur, weil es 501 "Begleitlehrer" und 149 "muttersprachliche Lehrer" gibt, deren Repertoire von Albanisch über Chinesisch und Romanes bis Farsi (Persisch) reicht.

Es wären aber viel mehr unterstützende Lehrkräfte notwendig, kritisierte Brand- steidl am Donnerstag die Bundesregierung: "Wir fahren das System in Unterbesetzung, was auch zulasten der anderen Kinder geht." Der Bund müsse Wien 500 zusätzliche Begleitlehrer zur Verfügung stellen, habe die Stadt doch seit 2000 durch Kürzungen 2000 Lehrerstellen verloren.

Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SP) leitete im Gemeinderat aus dem Finanzausgleich einen Anspruch Wiens auf zumindest 168 extra Begleit- und Stützlehrer ab.

Brandsteidl möchte auch, dass Fremdsprachenunterricht an den Pädaks Pflichtfach wird. In der Sprachwissenschaft gilt es als erwiesen, dass das Beherrschen der Muttersprache den Erwerb einer Zweitsprache wesentlich erleichtert, idealerweise im alltäglichen Umgang in der Klasse und zusätzlich gefördert.

ÖVP-Stadträtin Katharina Cortolezis-Schlager vermisst weiter "eine klare Antwort, wie die vorhandenen Lehrerressourcen eingesetzt werden." Es sei nicht einsichtig, dass bei 8400 Lehrerposten "in vielen Wiener Klassen bis zu 30 Kinder zusammengepfercht werden. Das zeigt, der Stadtschulrat gehört geschafft. Der Bund soll das in die Hand nehmen und die Ressourcen direkt zuweisen", so Cortolezis im STANDARD-Gespräch. Was für Wien gilt, soll für ganz Österreich gelten: Weg mit allen Landes- und Bezirksschulräten, fordert die VP-Politikerin: "Diese Ebene brauchen wir nicht. Es muss eine starke, dem Ministerium unterstellte Schulaufsicht geben. Das würde auch die Schulen stärken." (DER STANDARD-Printausgabe, 2.12.2005)