Wien - Die Wiener Städtische Versicherung peilt für das Geschäftsjahr 2007 einen Gewinn vor Steuern von 280 bis 320 Mio. Euro an. Ein Drittel davon soll dann bereits aus den Ländern Zentral- und Osteuropas kommen, kündigte Städtische-Generaldirektor Günter Geyer anlässlich des Startschusses der bis zu rund 1 Mrd. Euro schweren Kapitalerhöhung am Donnerstag in Wien vor Journalisten an. Für 2005 ist wie berichtet ein Vorsteuerergebnis von 220 Mio. Euro geplant.

Die Eigenkapitalrentabilität (ROE) vor Steuern soll bis 2007 von derzeit 20 auf 24 bis 26 Prozent gesteigert werden, die Ausschüttungsquote (Dividende) in den kommenden Jahren mindestens 30 Prozent des Jahresüberschusses betragen, so Geyer weiter.

Mit der bisher größten Kapitalmarkttransaktion eines Versicherers an der Wiener Börse holt sich die Städtische im Dezember - gemessen am aktuellen Börsekurs rund 860 Mio. Euro - frisches Kapital, das zu 40 bis 50 Prozent für bereits getätigte bzw. neue Akquisitionen und zu 30 Prozent für das organische Wachstum vor allem im CEE-Raum verwendet werden soll.

Zweifache Chancen in Osteuropa

"Eine solche Chance wird es in den nächsten 40 bis 50 Jahren nicht mehr geben", zeigte Geyer überzeugt. Durch ihren frühen Start in Zentral- und Osteuropa und der nunmehrigen Kapitalerhöhung habe die Städtische in den kommenden 20 bis 30 Jahren eine zweifache Chance, von dem "drive" in diesen Ländern zu partizipieren.

Die zweifache Chance ergebe sich einmal aus dem steigenden Lebensstandard und andererseits aus der zunehmenden Versicherungsdichte, so Geyer. Allein die Verdoppelung der Prämienleistungen pro Kopf von derzeit rund 150 auf 300 Dollar würde für die Städtische zu einer Prämiensteigerung in mehrfacher Milliarden-Euro Höhe führen.

"Aus einer Position der Stärke"

Die Wiener Städtische führe die Mega-Kapitalerhöhung unter dem Lead-Management von Erste Bank und Goldman Sachs aus einer Position der Stärken und Chancen durch, wie sie nur wenige Versicherungsgesellschaften in Osteuropa haben, betonte Geyer. Ziel sei es, auf allen CEE-Kernmärkten marktanteilsmäßig unter die ersten fünf - besser noch unter die ersten drei - zu kommen. Noch nicht zu den Kernmärkten zählen laut Geyer die Ukraine, Weißrussland oder Georgien, und Russland, wo demnächst gestartet werde.

Auch wenn ein Teil der Emissionserlöse für bereits getätigten Zukäufe - wie etwa jüngst in Polen - verwendet werde, bliebe noch ausreichend für weitere Akquisitionen übrig, so Geyer weiter. Konkret spruchreife Akquisitionspläne gebe es aber nicht. 30 Prozent der Erlöse seien für das organische Wachstum in Osteuropa geplant, vor allem für notwendige Eigenmittelaufstockungen, die sich aus dem rasanten Wachstums ergeben würden. Die restlichen Erlöse kämen in die Kriegskassa.

In 17 Ländern vertreten

Die Wiener Städtische werde mit ihrem demnächst bevorstehenden Markteintritt in Russland bald in 17 Ländern vertreten sein. Nach der deutschen Allianz-Gruppe sei sie in den CEE-Ländern mit einem Marktanteil von 9 Prozent der größte Player. Sie verfolge dabei eine Mehrmarkenstrategie, um auf die regionalen Märkte Rücksicht zu nehmen, und betreue über 11 Mio. Kunden.

"Heute ist ein großer Festtag für die Wiener Börse", sagte Börse-Chef Stefan Zapotocky in dem gemeinsamen Pressegespräch. Nach der bisher größten Kapitalmarkttransaktion einer Versicherung in Wien werde die Wiener Städtische-Aktie zu den Top fünf Werten zählen und im ATX mit rund 5 Prozent gewichtet sein. In Summe habe die Wiener Börse damit heuer bereits die Rekordsumme von 6 Mrd. Euro Eigenkapitaltransaktionen durchgeführt.

Die Städtische-Aktien legten heute an der Wiener Börse deutlich zu: Kurz nach 12 Uhr notierten sie mit 46,29 Euro um 2,52 Prozent über dem Vortagesschluss. (APA)