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Urlauberin Martina Hingis greift nun wieder zum richtigen Schläger.

Foto: Reuters/ Stringer
Bern - Daumendrehen ist halt doch kein Lebenszweck. Martina Hingis, die ehemals Beste im Tennis, tat es drei Jahre lang, wobei man das nicht ganz so eng sehen darf. Natürlich hat die Schweizerin auch geurlaubt und ein bisschen im TV kommentiert, für die eine oder andere karitative Veranstaltung war sie selbstverständlich zu haben. Sie versuchte sich als Springreiterin mit zweitklassigen Pferden bei drittklassigen Turnieren.

Am Dienstagabend erreichte die Welt ein Fax (Mail), abgesendet von der Agentur Octagon. Hingis, hieß es darin, wird 2006 auf die WTA-Tour zurückkehren. Sie hat vor, das komplette Programm zu absolvieren. Hingis wurde so zitiert: "Ich war nie glücklich, dass mich die Verletzungen so stark behindert und letztlich sogar gezwungen haben, aufzuhören. Ich habe die Zeit neben dem Platz genossen, eine Zeit, die mir erlaubt hat, eine andere Seite des Lebens kennen zu lernen. Ich vermisse aber das Spiel und die Herausforderung, auf höchstem Niveau Tennis zu spielen. Ich möchte herausfinden, ob ich gesund bleiben und mit den heutigen Topspielerinnen mithalten kann."

Hingis ist erst 25 Jahre alt. Ihre Karriere wurde gestoppt, weil die Füße, speziell die Fersen, und Gelenke streikten. Im Oktober 2001 erlitt sie in Filderstadt im Halbfinale gegen Lindsay Davenport einen doppelten Bänderriss und musste danach auch die Führung in der Weltrangliste abgeben. Am 20. Mai 2002 folgte eine Bänderoperation. Sechs Monate später unterlag sie abermals in Filderstadt Jelena Dementjewa, danach bestritt sie 27 Monate lang kein Match mehr. Wegen ihrer chronischen Fußverletzungen verklagte sie im September 2002 ihren Ausrüster Sergio Tacchini auf 40 Millionen Dollar; die Klage wurde abgewiesen.

Einmal hat sie es dann noch öffentlich, also bei einem richtigen Turnier, versucht. Am 1. Februar 2005 verlor sie unfallfrei in Pattaya gegen Marlene Weingärtner in drei Sätzen. Sie sagte danach kryptisch: "Ich wüsste, was ich machen müsste, um wieder besser zu werden." In den vergangenen Monaten soll sie intensiv trainiert haben. Hingis hat 40 Einzel-Titel, fünf bei Grand-Slam-Turnieren, geholt. 209 Wochen war sie die Nummer eins, länger hatten nur Steffi Graf, Martina Navratilova und Chris Evert diese Position innegehabt. Sie erspielte 18,34 Millionen Dollar Preisgeld.

WTA-Chef Larry Scott reagierte hocherfreut: "Martina Hingis ist einer der großen Champions unseres Sports und eine einzigartige Persönlichkeit. Ihre Leidenschaft für das Spiel war immer da." Bei den Australian Open Mitte Jänner sollte es so weit sein. Turnierdirektor Paul McNamee hat der Schweizerin eine Wild Card angeboten. (DER STANDARD, Printausgabe, Donnerstag, 1. Dezember 2005, red)