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Während bei früheren Überprüfungen "in jedes Zimmer einzeln" hineingeschaut worden sei, hätten sich die Kontrolleure diesmal "mit Stichproben" begnügt.

Foto: APA/ HERBERT PFARRHOFER
Traiskirchen/Wien – "Es wird keinen Bescheid wegen Überbelegung des Lagers Traiskirchen geben", atmete am Mittwochnachmittag Wilhelm Brunner, Unternehmenssprecher der Flüchtlingsbetreuungsfirma European Homecare (EHC) auf: Der von EHC‑ wie berichtet mit großen Vorbehalten erwartete Kontrollbesuch der Bezirkshauptmannschaft Baden in der Betreuungsstelle war ohne Konsequenzen zu Ende gegangen.

Stichproben

Zügig und "irgendwie schaumgebremst" – so Brunner, habe sich der Rundgang eines Bezirkshauptmann- Stellvertreters, einen Amtsarztes und eines Brandschutzbeauftragten durch das Lagerareal gestaltet. Während bei früheren Überprüfungen "in jedes Zimmer einzeln" hineingeschaut worden sei, hätten sich die Kontrolleure diesmal "mit Stichproben" begnügt.

1400 Flüchtlinge

In einem der besichtigten Zimmer hätten sie die Herausnahme von ein paar Betten urgiert, in einem anderen verlangt, dass eine zwecks Raumteilung gespannte und mit Decken behängte Schnur wieder entfernt werde. In dem Zimmer sind zwei Familien mit Kindern untergebracht: Die Betreuungsstelle ist seit Tagen mit über 1400 Flüchtlingen äußerst dicht belegt.

Zusatzquartiere

Was anderes als eine Überfüllung sei es, "wenn an die 1500 Leute in einem Speisesaal mit 150 Sitzplätzen in Schichten Mittagessen fassen müssen?", fragt Traiskirchens Bürgermeister Fritz Knotzer (SP) nach der Kontrolle. Das Problem sei, dass "das Ministerium es jeden Herbst unterlässt, rechtzeitig vor dem zu erwartenden Zustrom in die Betreuungsstelle für Zusatzquartiere zu sorgen", meint Knotzer. Doch diese Kritik lässt man im Büro von Innenministerin Liese Prokop (ÖVP) nicht gelten: Am Mittwoch seien 60 Flüchtlinge aus Traiskirchen nach Tirol verlegt worden. Würden die Länder ihre Quoten erfüllen, gebe es keinerlei Schwierigkeiten.

Die Quotenfrage hatte zuletzt auch Ortschef Knotzer und das Land Niederösterreich entzweit: Landesrat Josef Plank (VP) hatte von einer "Übererfüllung der Quote um 1001 Menschen" in Niederösterreich gesprochen, Knotzer hatte entgegnet, dass dies nur der Fall sei, "wenn man die Flüchtlinge in der Bundesbetreuungsstelle Traiskirchen mit dazu rechnet". (bri, DER STANDARD Printausgabe 1.12.2005)