Zwischen 1542 und 1966 hatte die katholische Kirche mehr als 5000 Werke und Autoren von Luther über Galilei bis zu Heinrich Heine und Jean-Paul Sartre auf den Index gesetzt. Für Katholiken waren Besitz und Lektüre solcher Werke verboten und teilweise auch mit Kirchenstrafen belegt. Wolf hatte 1992 als erster Wissenschaftler überhaupt Zugang zu den vatikanischen Archiven der Inquisition und der so genannten Index-Kongregation erhalten.
Verurteilung vertagt
Papst Pius XI. (1922-39) habe Ende 1934 eine Kommission eingesetzt, die aus Hitlers hetzerischer Programmschrift eine Liste mit zehn zu verurteilenden Sätzen zum Rassismus erarbeitet habe, sagte Wolf. "Klar war, dass das Buch häretische und verdammungswürdige Aussagen enthielt", so der Kirchenhistoriker. Die geplante feierliche Verurteilung sei aber immer wieder vertagt worden. 1938 habe der Vatikan das Thema endgültig begraben, nachdem 1937 Aussagen der Kommission - wenn auch ohne direkte Namensnennung Hitlers - in die NS-kritische Enzyklika "Mit brennender Sorge" eingeflossen seien.