Werner Kogler

Werner Kogler ist wendig. Das demonstrierte er im parlamentarischen Fußballklub, ehe ihn eine Knieverletzung zum Leisertreten zwang. Das zeigte er auf der politischen Bühne, als er – als einer der ersten Grünpolitiker – eine schwarz-grüne Koalitionsvariante ins Spiel brachte. Er bewies dies auch optisch, als er plötzlich mit Krawatte im Parlament auftauchte.

Der 1961 in Hartberg geborene Unternehmersohn hinterließ schon in seiner ersten politischen Wirkungsstätte, dem Grazer Gemeinderat, mit seiner wuchtigen Sprache beträchtlichen Eindruck. Etwas linkisch bisweilen in der Gestik und brummelig im Ton, verfehlten seine Angriffe selten die Wirkung. Kogler verunsicherte mit der schon fast legendären ALG (Alternative Liste Graz) – der Urzelle der österreichischen Grünen – das Stadtparlament in den frühen Achtzigerjahren.

Später im Nationalrat spitzte er seine Rhetorik weiter zu. Sein "Lügenbaron", mit dem er Kanzler Wolfgang Schüssel im Oktober 2003 bedachte, war einer seiner Grenzgänge, wobei Kogler, der seit 1994 im grünen Klub arbeitet – bis 1999 als Mitarbeiter, dann als Abgeordneter -, zur ÖVP eine recht ambivalente Beziehung unterhält. Als Vorsitzender des Rechnungshofausschusses geißelt er die Volkspartei wegen der Anschaffung der Eurofighter, andererseits, im strategischen Spiel, rückt er wieder nahe. Hier kommt ihm auch die alte Freundschaft mit ÖVP-Generalsekretär Reinhold Lopatka entgegen.

Der Junggeselle, der nun seine steirischen grünen Freunde als deren Sprecher aus der Krise führen soll, ist selbstbewusst genug, um sich auch in einem Ministeramt vorstellen zu können. Politik ist seine Leidenschaft, die bisweilen auch Leiden schafft. Manches im persönlichen, nicht politischen Leben ist auf der Strecke geblieben und auch in den eigenen Reihen, hatten seine Entscheidungen mancherorts späte Tränen ausgelöst. Denn ausgerechnet Ingrid Lechner-Sonnek, die er nun als Landessprecher ablöst, hatte er "eingesetzt".

Kogler, dessen Schwester verwandtschaftlich im Kovats-Konzern verankert ist, ist – wie ihn ein Kollege charakterisiert – "zwar manchmal schrullig, aber blitzgescheit". Kaum einer im Parlament, der sich so versiert mit sperrigen Budget- oder Rechnungshofthemen spielt.

Trotz seiner polternden Auftritte im Parlament agiert Kogler, der sich bei Kunstreisen nach Italien aus der Politik ausklinkt, eher im Hintergrund als Fädenzieher. Er war schon sehr früh Krisenmanager der Partei und profilierte sich als Stratege an der Seite von Parteichef Van der Bellen. Kogler ist trotz aller seiner Meriten dennoch schwer einordenbar. Er ist ein Fundi von der Statur und ein Realo im politischen Handeln. Irgendwie gespalten – wie seine Partei aktuell eben auch. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.11.2005)