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"Medien können nur über Ereignisse sprechen": Der palästinensische Reuters-Kameramann Ismail Khader flüchtet auf diesem Bild von 2001 vor Granaten der israelischen Armee.

Foto: APA/EPA/Andre Durand

Ein "wirklicheres Bild von den Schrecken des Krieges" tut not. Und wie wirken solche Bilder auf das Medienpublikum? Die Wiener Kommunikationswissenschafter diskutieren ihren groß angelegten Forschungsschwerpunkt.

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"Ein Friedensprozess braucht Geduld." Doch die fehlt den Medien, sagte Gadi Wolfsfeld von der Universität Jerusalem Dienstag bei einer Tagung der Wiener Kommunikationswissenschaft über Krisen- und Kriegsjournalismus. "Medien können nicht über einen Prozess sprechen, sondern nur über Ereignisse." Und die "können sehr wohl von Gegnern des Friedens kreiert werden". Wolfsfeld hat die Konflikte im Nahen Osten und in Nordirland untersucht.

Schwerpunkt über Krisen und Krieg

Szenenwechsel zum Irak. Zwei Jahre lang forschten Wiener Kommunikationswissenschafter an ihrem Schwerpunkt über Krisen und Krieg. Erkenntnis: Der Irak-Krieg von 2003 brachte eine "starke Ausdehnung der Zeitungslektüre" in Österreich. Schon im Golfkrieg 2001 hätten die Menschen das Vertrauen ins TV verloren, die Forscher sprechen von einer "Krise der Bildkommunikation". Vermeintlich authentische Bilder entpuppen sich als manipuliert.

Weiteres Ergebnis: Kriegs-und Katastrophenberichte wirken vor allem emotional durch "Angst und Einfühlungsstress": Das Geschehen wird über die Perspektive der Opfer wahrgenommen. Auch die befragten Journalisten glauben, dass "Opferbilder" beim Publikum vor allem durch "Abscheu- und Mitleidsreaktionen" wirken.

Lehren daraus liefert der norwegische Friedensforscher Johan Galtung: Eliten etwa nicht übermäßig als Quellen zu nutzen, Berichte über "normale Leute", keine "Glorifizierung der Technologie", aber "drastisch-anschauliches Material", um "ein wirklicheres Bild von den Schrecken des Krieges" zu vermitteln.

Und hier schließt sich der Kreis: Journalisten sollten "Friedensinitiativen thematisieren und fördern." (APA/DER STANDARD, Printausgabe, 30.11.2005)