New York - Zuversichtlich ist der Vorstandsprecher des börsenotierten niederösterreichischen Stromerzeugers EVN Burkhard Hofer für das rasche Zustandekommen der Österreichischen Stromlösung (ÖSL). "Die Chancen stehen günstig, weil es jetzt ein uneingeschränktes Commitment (Bekenntnis, Anm.) seitens der Politik gibt", sagte Hofer am Montag am Rande einer österreichischen Investorenkonferenz in New York. Eine grundsätzliche Übereinkunft dazu könnte es "noch heuer" geben, erwartet der EVN-Chef.

Die Umsetzung der ÖSL sollte dann im Lauf des nächsten Jahres erfolgen, so Hofer. Für ihn sei offen, ob es noch "Adaptierungen" des ausgearbeiteten Modells gebe. Ein Rückkauf der APC, der nicht konkret auf der Tagesordnung gestanden sei, wäre der "Todesstoß" für die ÖSL gewesen. Hofer äußerte die Ansicht, dass auch die Verbundgesellschaft die Übereinkunft "ihren Aktionären zumuten kann".

Erfüllte Erwartungen

Nicht konkret äußern wollte sich Hofer heute zum Ergebnis 2004/05 der EVN (per 30. September), das bereits feststehe, aber erst am 15. Dezember veröffentlicht wird. "Das Ergebnis erfüllt unsere Erwartungen und ist die Basis für eine gute Ausschüttung", hieß es nur. Für 2004 hatte die EVN 95 Cent als Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet.

Nach wie vor interessiert ist die EVN an dem zur Privatisierung ausgeschriebenen rumänischen Stromversorger EMS (Electrica Muntenia Sud), allerdings nicht um jeden Preis. "Wir schauen uns das an", erklärte Hofer. Die EVN werde sich am Bieterprozess voraussichtlich beteiligen, die Sache aber "nüchtern und objektiv beurteilen". Falls sich "die Preisspirale nach oben in Bewegung setzt", werde man nicht mitmachen. Zehn Unternehmen haben ihr Interesse an der EMS-Privatisierung bekundet, darunter auch die tschechische CEZ, die drei deutschen Versorger E.ON, RWE Energy und EnBW Energie, die spanische Iberdrola und Union Fenosa International, Gaz de France, die US-amerikanische AES Corporation und die italienische Enel.

EMS versorgt über eine Million Kunden in der rumänischen Hauptstadt Bukarest und deren Umgebung mit Strom. Jährlich verkauft EMS mehr als 4,5 Terawattstunden (TWh). Die rumänische Regierung will bis Ende des Jahres 67,5 Prozent des Unternehmens privatisieren.

Sehr zufrieden ist Hofer mit den beiden Bulgarien-Töchtern ERP Plovdiv und ERP Stara Zagora, die mit ihrer Erstkonsolidierung einen guten Beitrag zum Ergebnis leisteten. Die Integration der bulgarischen Stromversorger "geht gut voran". Er hoffe, mit den lokalen Gewerkschaften eine gute Lösung für den vorhandenen "Arbeitskräfteüberhang" zu finden, sagte Hofer.

Zur deutschen Energie Baden-Württemberg (EnBW), die mittlerweile 30 Prozent an der EVN hält, gebe es "ein ordentliches Verhältnis", wenn auch "keine Partnerschaft", sagte Hofer. Ob die Deutschen - wie angekündigt - über die Grenze von 33 Prozent kommen und damit Anspruch auf einen Sitz im Aufsichtsrat erheben, "wird sich bei der nächsten Hauptversammlung" am 12. Jänner 2006 zeigen", hieß es. Dass die EnBW eine Mehrheit an der EVN erwerben könnte, glaubt Hofer nicht: Erstens wäre dafür eine Änderung des Verstaatlichtengesetzes notwendig. Und außerdem müsste das Land Niederösterreich Anteile abgeben. (APA)