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Foto: APA/Barbara Gindl
Wien - "Wir werden weitere Privatisierungsschritte in dieser Legislaturperiode proaktiv nicht vornehmen, glaube ich." Ganz ausschließen wollte ÖIAG-Vorstandssprecher Peter Michaelis am Montag mögliche weitere Abschichtungen des Staatsanteils an der Telekom Austria (TA) nicht.

Fix ist aber nur, dass die verbliebenen 25,2 Prozent nicht über die Börse verkauft werden. "Das tun wir sicher nicht", weil sich Europas Telekomsektor derzeit in einer Konsolidierungsphase befinde. In dem Fall wäre die zu 75 Prozent in Streubesitz stehende TA (fünf Prozent wechseln bis spätestens Mitte 2006 den Besitzer, wenn die Umtauschanleihe ausläuft) ein Übernahmeobjekt.

Da denkt die Staatsholding schon lieber an einen strategischen Partner für die in internationalen Vergleich winzige TA. "Sollte sich jemand in der Lage sehen, alle 25 Prozent zu übernehmen und alle Privatisierungsbedingungen erfüllen, würden wir ein Prüfverfahren einleiten", sagte Michaelis. An die ihrerseits vor der Privatisierung stehende schweizerische Swisscom - sie sollte die TA vor 15 Monaten übernehmen - denkt Michaelis dabei vorgeblich nicht.

Mobilkom-Verkauf kein Thema

Nicht zur Disposition steht laut Michaelis die TA-Mobilfunktochter Mobilkom: "Das ist derzeit kein Thema." Entgegen anders lautender Medienberichte gebe es auch keine Arbeitsgruppe für einen Mobilkom-Börsengang. Über sie könne zudem nicht die ÖIAG verfügen, sondern nur die TA selbst. Für selbige stellte am Montag - spät aber doch - auch Generaldirektor Heinz Sundt klar, dass "es keine Pläne zur Veräußerung von Anteilen der Mobilkom Austria" gebe.

Nicht delegieren lässt sich für Minderheitseigentümer ÖIAG freilich die Entscheidung über Struktur und Chefetage in der TA. Über beides ist eine heftige Debatte entbrannt, die vermutlich noch dauern wird. Zumindest bis 13. Dezember. Da soll der TA-Aufsichtsrat festlegen, ob die TA gleich jetzt oder erst im Frühjahr 2007 zu einer echten Holding umgebaut wird, in der Mobilfunk und Festnetz ebenbürtige Partner sind.

"Klare Abrechnungskreise"

"Derzeit gibt es keine klaren Zuständigkeiten für das Festnetz. Das Rechnungswesen ist so verwoben mit den Konzernagenden, dass man nicht weiß, ist Herr Fischer zuständig oder Herr Sundt", begründete Michaelis die Diskussion über die Installation einer TA-Holding. Selbiges gelte für die Personalagenden; "Wir wollen und brauchen klare Abrechnungskreise, einen Corporate Staff, der nur Investor Relation, Recht etc. macht", assistierte ÖIAG-Vorstand Rainer Wieltsch. Und: Das alles sei keine Frage der handelnden Personen im TA-Vorstand.

Die allerdings beschäftigen derzeit die Öffentlichkeit am meisten, konkret, ob Sundt, ein Gegner eines eigenständigen Festnetzes, bis April 2007 im TA-Chefsessel bleibt. Man werde "selbstverständlich alle Verträge einhalten" und betreibe die Ablöse Sundts nicht, versicherte Michaelis.

Nun soll der aus Michaelis, der Anwältin Edith Hlawati und Betriebsrat Michael Kolek bestehende Personalausschuss entscheiden, wie es weiter geht. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sundt bei der Hauptversammlung im Mai "freiwillig gegangen wird", steigt, heißt es in der TA. (ung, (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.11.2005)