"Die Reformen, die nötig waren, um diese Ergebnisse zu erzielen, haben mir in gewissen Teilen der Organisation nicht sehr viele Freunde geschaffen", sagt Magarinos.

Foto: Christian Fischer
Wien - Vor einer Woche ( STANDARD vom 21. November 2005 ) haben wir berichtet, dass die Amtszeit des Unido-Generaldirektors Carlos Magarinos von "Verdächtigungen, Affären und handfesten Skandalen" überschattet worden sei. Herr Magarinos betrachtet dies als Angriff auf "sein Image, seinen guten Namen und seine Ehre sowie jene der Organisation, der anzugehören ich stolz bin". Die Unido habe unter seiner Führung gute Ergebnisse erreicht, die von unabhängigen Instituten anerkannt wurden. In der Tat habe der "External Auditor", der die 171 Mitgliedsstaaten der Organisation vertritt, festgestellt, die Unido sei "gut geführt" und "befolgt die Prinzipien der Good Corporate Governance, vor allem was Integrität und Verantwortlichkeit betrifft" (Report 2005).

Herr Magarinos ist seit 1997 im Amt. Zu diesem Zeitpunkt war die Unido von der Schließung bedroht. Seither hat er das Personal um 20 Prozent, die bürokratischen Strukturen um 50 Prozent und die Zahl der Service-Module von 250 auf vier reduziert. Die Finanzsituation der Organisation ist seit 1999 stabil, das Geschäftsportefeuille ist um 70 (2000-2005) und die Beiträge der Mitgliedsstaaten sind um 150 Prozent gestiegen. "Die Reformen, die nötig waren, um diese Ergebnisse zu erzielen, haben mir in gewissen Teilen der Organisation nicht sehr viele Freunde geschaffen", sagt Magarinos.

Fall wird behandelt

In einer Evaluation von 23 multilateralen Organisationen durch die britische Regierung wurde die Unido als sechste gereiht, in ihrer Untergruppe belegte sie den ersten Rang. Der vom STANDARD berichtete Fall - Missmanagement im "International Center of Science" in Triest - bleibt dennoch unbestritten. Die Unido erklärt allerdings, dass die Organisation den Fall gemäß ihrer internen Regeln und Verfahren sowie mit Vorkehrungen aus einer internen Vereinbarung mit dem betreffenden Mitgliedsstaat behandelt.

Heute, Montag, eröffnet die 11. Generalkonferenz der UN-Organisation für Industrialisierung in Wien. Die Delegierten der 171 Mitglieder treffen einander im Austria Center. Bundespräsident Heinz Fischer, seine Amtskollegen Ahmed Tejan Kabbah (Sierra Leone) und Paul Kagame (Ruanda) werden anwesend sein genauso wie Haitis Premier Gérard Latortue und der tansanische Premier Frederick T. Sumaye.

Die 800 Delegierten entscheiden über die langfristige strategische Vision für die Unido (2005-2015), über das Arbeitsprogramm und das Budget der Organisation für die kommenden Jahre. Außerdem gibt es einen neuen Generaldirektor: Kandeh Yumkella (Sierra Leone) wird am 2. Dezember ernannt. Carlos Magarinos wird indes zum Generaldirektor emeritus.

Gewählt werden zudem der neue "External Auditor", die Mitglieder des Ausschusses für Industrielle Entwicklung, des Programm- und Budgetkomitees. (red, DER STANDARD, Printausgabe 28.11.2005)