Karin Bauer hat stellvertretend Firmenchefs vor den Vorhang gebeten, die innovative Finanzierung umgesetzt haben.

Österreichs Unternehmen sind zu 63 Prozent über Kredite finanziert. Vor allem im Mittelstand ist der klassische Bankkredit das übliche Finanzierungsmodell, gefolgt vom Leasing. Innovative Finanzierungsinstrumente, vom Mezzaninkapital bis zum Private Equity, werden jedoch an Bedeutung gewinnen, so das Ergebnis einer aktuellen Umfrage der BA-CA unter 500 Geschäftsführern und Finanzverantwortlichen von Klein- und Mittelbetrieben.

Der Hintergrund: die Risiko-und Eigenkapitalrichtlinien ("Basel II") der Banken und die Bemühungen um eine Stärkung der Eigenkapitalbasis der Unternehmen selbst. Nur acht Prozent der Befragten sehen eine verstärkte Bedeutung des Bankkredits.

Hausbankenlastig, wenig innovativ und publizitätsabgeneigt – das ist dennoch das Vorurteil gegen den heimischen Mittelstand. Dass dieses homogene Bild längst nicht mehr stimmt, zeigen stellvertretend erfolgreiche "Mittelständler". Der weltweit letzte im Familienbesitz verbliebene Skihersteller Fischer etwa: Das Unternehmen hat im vergangenen September eine Anleihe im Volumen von zehn Mio. Euro (Laufzeit: fünf Jahre; Kupon: 3,625) im Rahmen des Mittelstandsbonds der Investkredit, der solche Fremdkapitaltransaktionen bereits ab einem Nominale von fünf Mio. erlaubt, begeben.

Fischer-Geschäftsführer Gregor Dietachmayr: "Dabei ging es einerseits um den Ausbau unserer Fabrik in der Ukraine und andererseits auch um die Refinanzierung der sehr kurzfristig ausgerichteten Finanzstruktur." Auch der Einsatz von Derivaten zwecks Absicherung der Wareneinkäufe (Holz, Alu, Carbon, Kunststoffgranulat) gehört laut Fischer-Finanzvorstand Matthias Gruber zum Tagesgeschäft des Skierzeugers.

Jörg Tittes, Leiter der Finanzen im Familienunternehmen Keba AG, einem Technologieunternehmen mit rund 600 Mitarbeitern und 100 Mio. Euro Umsatz, hat in puncto Finanzierung zwar einen konservativen Ansatz, es wurde aber eine eigene Gesellschaft gegründet, in der die spekulativen Geschäfte mit Fremdwährungen ausgelagert sind.

Rudolf Jurak, Vorstandschef der Breitenfeld Edelstahl AG, hat sich als erster heimischer Mittelständler gemeinsam mit der Investkredit Bank AG auf den Pionierweg einer ABS-Transaktion (Asset Backed Securities) begeben. Er hat wiederkehrende Forderungen in Höhe von 24 Mio. Euro solcherart verkauft, was für Breitenfeld unter anderem gewünschte bilanzverkürzende Effekte hat.

Winfried Braumann, Frauenthal-AG-Vorstandschef, hat nicht nur am Börsenparkett Erfolgsgeschichte geschrieben und lässt durch Akquisitionen aufhorchen, sondern hat auch eine Anleihe begeben und bereitet derzeit ebenfalls eine ABS-Transaktion vor.

Die Liste der Mittelständler abseits der kalten Statistiken von Eigenkapitalproblemen ist lang. Sie reicht durch alle Branchen, vom Mautspezialisten Efkon über den Auspuff-Erzeuger Remus & Sebring (Venture Capital und Private Equity) bis zur Schrack Energietechnik und ihrem Management-Buyout. (Der Standard, Printausgabe 26./27.11.2005)