Tiere sind nicht das Thema der Physik. "Schrödingers Katze" ist da eine Ausnahme. Seit am 29. 11. 1930 ein Artikel erschien, in dem der österreichische Physiker Erwin Schrödinger (Nobelpreis 1933) eine (fiktive) Katze in einem (Gedanken-)Experiment einem grausamen Schicksal auslieferte, beschäftigt das Schicksal des Tieres zahllose kluge Köpfe.

Die Katze sollte in einem abgeschlossenen Behälter einer Tötungsmaschine ausgesetzt sein, die durch ein unvorhersehbares physikalisches Ereignis ausgelöst würde. Solange niemand in den Behälter schaut, ist "die lebende und die tote Katze zu gleichen Teilen (...) verschmiert", wie Schrödinger es formuliert. Der schwedische Nobelpreisträger Niels Bohr interpretierte das so, als wären Ereignisse erst dann wirklich geschehen, wenn ein Mensch sie wahrnimmt. Einstein konterte zwar "Der Mond ist auch da, wenn wir nicht hinsehen", setzte sich aber mit seiner Meinung nicht durch.

Und wie geht es Schrödingers Katze heute? Ist sie munter und agil oder längst begraben? Die heutige Physik neigt dazu, nicht menschliche Erkenntnis, sondern Wechselwirkung mit der Umgebung für die Entscheidung tot oder lebendig verantwortlich zu machen. Die philosophischen und quantenmechanischen Probleme sind damit allerdings nicht restlos ausgeräumt. Geburtstagsparty oder Leichenschmaus - Schrödingers schnurrendes Haustier bleibt für Überraschungen gut. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26./27. 11. 2005)