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Foto: REUTERS/SERGIO PEREZ/etat.at

Journalisten haben es schwerer als andere Berufstätige. Ständig wird von ihnen verlangt, im Alltag unmöglich Erscheinendes zu schaffen, dabei sind viele schon vom Schaffen des möglich Erscheinenden überfordert. Die Folgen sind Stress, die Absonderung von Angstschweiß und Texten. Vor allem Letzteres ist unangenehm, haben darunter doch auch die Leser zu leiden. Aber jetzt gibt es etwas dagegen, wie "Der österreichische Journalist" verspricht. Ein Feuerlauf soll Journalisten helfen, im Alltag unmöglich Erscheinendes zu schaffen.

"Der Feuerlauf steht als Metapher für Sachen, die man machen will, aber aus Angst bleiben lässt", erklärt ein Mentaltrainer. Das Problem der Medien liegt zwar eher darin, dass diese Angst etwas Gesundes, aber leider meist viel zu schwach ausgeprägt ist, weshalb viel zu viele Metaphern für Sachen, die man machen will, produziert werden, obwohl die Sachen besser ungemacht blieben. Aber der Lohn, mit dem der Mentaltrainer winkt, verspricht zu viel, als dass sich das Risiko der Angst nicht lohnte: Manche Läufer hätten nach der Überwindung ihrer Furcht vor dem Feuer das lange gemiedene Gespräch mit dem Chef oder den Weg in die Selbstständigkeit gewagt.

Nach Meinung des Mentaltrainers ist der Feuerlauf für Journalisten besonders interessant: "Gerade im Journalismus steigt der Druck, und Journalisten brauchen die mentale Stärkung vielleicht noch mehr als andere." Was heißt da vielleicht? Und sicher hilft ihm der journalistische Feuerlauf persönlich. Er hofft auch, dass sich die Berichterstattung über Feuerläufe, die oft nur stattfindet, wenn sich jemand verletzt, ändert, wenn Journalisten selbst die Grenzerfahrung machen. Und es funktioniert! Niemand hat sich verletzt, und schon berichtet der "Journalist" darüber.

Und schon hat sich der Feuerlauf wie ein Lauffeuer in der Szene verbreitet. Ich meine jetzt nicht den Verfasser des Tagebuchs in der "Wiener Zeitung", der immer schon geschrieben hat, als säße er auf glühenden Kohlen. Hoch motiviert, machte er sich diese Woche so heiße Sorgen um die Bawag, dass Fritz Verzetnitsch dagegen wie ein Bruder Leichtsinn wirkt: Wie riskant ist für die Bawag die Bestellung Nowotnys? Nach dem, was ihm dazu im Zusammenhang mit Stallgeruch einfiel, lässt sich mit Sicherheit nur sagen: Lange nicht so riskant, wie die Bestellung Unterbergers zum Chefredakteur des Amtsblattes der Republik.

Nein, die Feuerläufer waren in "NEWS" unterwegs, das diese Woche eine Frauenstrecke hinlegt, die man wie auf glühenden Kohlen absolviert: Eine tolle Erfahrung. Erst kam Mama Glawischnig - ihre Gratwanderung zwischen Pampers und Politik. Ihre inneren Ängste, in der Mutterrolle zu versagen, gefolgt von Fiona Grasser - Auf den Spuren der Reblaus. Die Frischvermählte hat sich in einen ehemaligen Heurigen in Sievering verliebt und will dort ihr Wien-Domizil aufschlagen. Das war nur noch zu überbieten mit Daniela Strache - Die Frau des FPÖ-Haudegens im exklusiven NEWS-Interview: ,Ja, ich habe meinen Mann verloren."

So viel Glück hat nicht jede Frau. Dem entsprechend wird gefeiert: "Ich will noch ein bisschen leben." Das ist verständlich, denn: Ich trau meinem Mann alles zu. Alles. Und mehr. Er kriegt bei der Nationalratswahl 20 Prozent, und die ÖVP muss dann eine Koalition mit der FPÖ machen. Er kann sogar Kanzler werden.

Um derlei im Alltag unmöglich Erscheinendes zu schaffen, muss er keinen Feuerlauf absolvieren, denn Frau Strache meint es nicht politisch. Ihnen ganz ehrlich gesagt: Ich bin kein politischer Mensch. Aber als Ehefrau eines Politikers stehe ich natürlich voll hinter ihm. Also hat Schüssel doch noch eine ganz kleine Chance, Kanzler zu bleiben.

Solche Aussagen machen "NEWS" richtig neugierig. Glauben Sie eigentlich, dass es Männer gibt, die Sie deshalb interessant finden, weil Sie Frau Strache sind? Warum nicht? Nicht jeder Politiker hat schließlich eine Frau, die für ihn über glühende Kohlen laufen würde. Daher ist die Antwort klar. Ja, natürlich. Die wollen sich damit rühmen, dass sie jemanden haben, der in der Öffentlichkeit steht. Dass sie die Frau Strache erobert haben.

Kein Kommentar.

Im Stolz des Ministers, die Frau Fiona erobert zu haben, sieht "NEWS" erste Probleme. Fiona und ihr Wolkenkuckucksheim. Seit einigen Wochen zeigt eine nicht minder exponierte Dame der Gesellschaft Interesse am Objekt der Begierde, einem Luxus-Buschenschank. Fiona Grasser-Swarovski bekam Funkeln in den Augen beim Anblick der Realität. Allerdings: Karl-Heinz ist weniger angetan.

Hilft ihm nix. Insider schmunzeln deshalb schon im Vorfeld einer kristallinen Veredelung des Objektes: "Die Fiona ist stur. Wenn Karl-Heinz nicht will, zahlt sie das Haus aus ihrer Portokassa." Der Minister als Untermieter einer Schankwirtin? Der jetzige Besitzer, süffisant: "Schmalzbrote kann jeder streichen . . ." Nach einem Lauf über glühende Kohlen sollte auch ein Minister im Alltag das unmöglich Erscheinende schaffen. Sogar der Weg in die Selbstständigkeit ist ihm dann offen. (DER STANDARD, Printausgabe, 26./27.11.2005)