Andreas Feiertag (DER STANDARD), Rike Fochler (ORF), Wolfgang Wagner (APA), Moderatorin Andrea Fried, Medienwissenschafter Matthias Karmasin, der deutsche Wissenschaftsjournalist Christian Weymayr und Oliver Hochadel (heureka) - v. l. - im IBM-Haus.

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Berichte über gefährliche Krankheiten und Chancen ihrer Heilung zögen Zeitungsleser und Fernsehkonsumenten tief in das mediale Spiel mit Enttäuschung und Hoffnung hinein: Darüber herrschte Konsens bei der Podiumsdiskussion über "Medizinjournalismus zwischen Sensation und wissenschaftlichen Fakten" Donnerstagabend im Wiener IBM-Haus.

Umso wichtiger - so Andrea Fried, freie Journalistin und Moderatorin der vom Institut für Technikfolgenabschätzung in Kooperation mit der "Österreichischen Krankenhauszeitung", dem Wissenschaftsmagazin "heureka" und dem STANDARD organisierten Veranstaltung - sei ein ehrlicher und möglichst einflussfreier journalistischer Umgang mit den Fakten. Mit statistischen Daten zum Beispiel, die etwa beim Antibrustkrebsmittel Aromasin im Vergleich zum vorher eingesetzten Tamoxifen laut Herstellerauskunft eine 32-prozentig höhere Überlebenschance bei erkrankten Frauen verhieß.

"Nur eine relative Verbesserung"

"Doch das war nur eine relative Verbesserung. In absoluten Zahlen war der Anteil von Patientinnen, die Rückfälle erlitten, von 13 Prozent vor Einnahme von Aromasin auf 7,5 Prozent nach Schlucken des Mittels gesunken", schilderte STANDARD-Wissenschaftsredakteur Andreas Feiertag den weiteren Verlauf seiner Recherchen.

Dieses Gegenchecken - und das darauf folgende "Gegengegenchecken" - werde der Medizinjournalistenzunft im heutigen Internetzeitalter leichter gemacht als noch vor zwanzig Jahren, betonte APA-Redakteur Wolfgang Wagner. Umso ernster sei die Regel zu nehmen, dass man "eine Geschichte erst schreiben soll, wenn man sicher ist, dass man sie im Griff hat".

Doch aller Drang nach medizinjournalistischer Qualität stoße sich an den Bedingungen des großteils am Boulevard beheimateten Medienmarkts, gab der Medienwissenschaftler Matthias Karmasin zu bedenken. Die Frage, die sich Artikelschreibern und Sendungsgestaltern also stelle, laute: "Was ist eine noch zulässige Zuspitzung und was verletzt eine ethische Norm?" (DER STANDARD, Printausgabe, 26./27.11.2005)