Foto: ATVplus

Dominik zählt acht Jahre und hätte eigentlich alle Anlagen, Mamas Liebster zu sein: Er ist aufgeweckt. Er hat, wie alle Buben seines Alters, Hummeln im Gesäß. Aber anstatt mit der Ernährerin zu kuscheln, wirft er mit eckigen Gegenständen nach der zierlichen Hausfrau. Er tritt obendrein die geschockte Frau Mama. Er zeigt sich gegenüber Vorschlägen zur Güte ("Mach deine Hausübung, dann darfst noch fernsehen!") komplett unempfänglich.

Das entwaffnendste Einsatzkommando auf ATV heißt "Super Nannys": Sabine Edinger (links im Bild) und Sandra Velasquez, zwei so eloquente wie anmutige Geschöpfe im Zeichen von Sonne und Mond, sind die Notfallklempner der innerfamiliären Sozialbetriebsstörung.

Sie stopfen alle Beziehungslecks mit der Dämmwolle gelassener Güte. Wunder des Fortschritts: Kinder, die aufmucken, erhalten bei ihnen sogar Sitz und Stimme im familiären Krisenverband eingeräumt. Ihre Funktion reicht in zwei verschiedene Kultursphären: Sie verquicken das sozialpädagogische Gouvernanten-Ethos von Mary Poppins (ohne Singen!) mit dem ein wenig gestelzten Bürokratendeutsch von Mutter-Kind-Broschüren.

Wichtig für alle Erstnutzer: Die tadellos manikürte Nanny in der Wohnung herumstehen lassen – auch wenn Kind und Kegel durch die Gegend sausen! Sie macht sich gerade erst "ein Bild". Am Schluss, wenn Eltern und Kinder einander wieder lieb haben, gibt's Küsschen für alle. Und Papa schmachtet der Problemlöserin natürlich hinterher. (poh/DER STANDARD, Printausgabe, 26./27.11.2005)