Rom - Scala-Intendant Stephane Lissner will sich mindestens
zwei Jahre Zeit nehmen, um einen Nachfolger für Riccardo Muti als
Musik-Direktor des Mailänder Opernhauses zu ernennen. "Wir brauchen
wichtige Dirigenten, die das italienische Repertoire verteidigen
können. Dies ist für die Welt und noch mehr für die Scala wichtig.
Natürlich werden wir eines Tagen den Nachfolger von zwei großartigen
Persönlichkeiten wie (Claudio) Abbado und Muti ernennen müssen. Die
Meinung des Orchesters wird dabei sehr wichtig sein. Ich denke, dass
mindestens zwei Jahre für meinen Beschluss notwendig sein werden",
kommentierte Lissner im Interview mit dem am Freitag erscheinenden
Wochenmagazin "L'Espresso".
Lissner zeigte sich wegen der von der Regierung Berlusconi
geplanten Einschnitte im Kulturbereich besorgt. "Die Scala ist ein
öffentliches Theater. Es braucht die Hilfe öffentlicher
Institutionen und das Geld von Privaten, um die künstlerische
Qualität zu steigern. In anderen großen europäischen
Musikhauptstädten erhalten die wichtigsten Opernhäuser staatliches
Geld", so Lissner.
"Schluss gemacht"
Riccardo Muti will vom Mailänder Opernhaus indessen nichts mehr
wissen. "Mit der Scala habe ich Schluss gemacht. Wie viel ich diesem
Theater in 19 Jahren Arbeit gegeben habe (..) die Resultate eines
kontinuierlichen Einsatzes, das dem Orchester eine erstklassige
Gegenwart und Zukunft gegeben hat, sowie die Gründung des
Philharmoniker Orchesters sind Tatsachen, die bleiben werden und die
niemand nicht anerkennen kann", sagte Muti im Interview mit dem
italienischen Wochenmagazin "L'Espresso" am Freitag.
Nach dem Abschied von der Scala sei er mit Angeboten überhäuft
worden. "Die großen Orchester haben ihre Angebote vermehrt und mich
mit ihren Auszeichnungen geehrt. Vor kurzem bin ich zum Ehrenmitglied
der Londoner Philharmonic ernannt worden", betonte Muti.
Zur Zeit sei er mit der Gründung seines Orchesters "Luigi
Cherubini" zur Förderung junger Talente beschäftigt. "Dieses
Orchester liebe ich wie ein Vater seine letzte Kreatur lieben kann.
Es handelt sich um ein Orchester aus jungen Mitgliedern, die ich auf
internationale Ebene hieven will. Mit diesem Orchester werde ich am
18. Dezember das Weihnachtskonzert im Senat in Rom dirigieren", sagte
Muti. Außerdem plane er die Rückkehr nach Florenz als Leiter der
Veranstaltung "Maggio Musicale Fiorentino". "Dort hat meine Karriere
als reifer Künstler begonnen", erklärte der Dirigent.(APA)