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Die Versammlung am Donnerstag ließ vieles offen.

Foto: Reuters/Zolles
Wien - Viel Lärm um recht wenig - durch das Zurückziehen der Misstrauensanträge gegen das Präsidium des Bundesligisten Austria Magna wurde am Donnerstag Abend bereits vor der Generalversammlung von Austria Magna viel Brisanz aus dem Spiel genommen. Unterm Strich blieb die Gründung einer neuen Kommission, die für die finanzielle Zukunft nach dem Ende der Stronach-Ära (spätestens 30. Juni 2007) sorgen soll.

Frank Stronach könnte dem österreichischen Fußball in Zukunft wohl "nur" noch als Chef der Hollabrunner Akademie und der Austria-Amateure sowie eventuell als Unterstützer des Austria-Stadionprojekts erhalten bleiben. Ein weiteres Engagement bei der Austria-Kampfmannschaft über 2007 hinaus schloss Intimus Andreas Rudas nach der Generalversammlung aus. Die Austria muss sich also ab sofort auf intensive Sponsorensuche begeben.

Hier ein Überblick über die wichtigsten Themen und Fragen nach der Austria-GV im Wiener Rathauskeller...

Wer sitzt in der neuen Austria-Kommission?

Die Kommission wird neben ihrem Vorsitzenden Michael Häupl von Manfred Mautner-Markhof (Vorsitzender Verwaltungsrat), Peter Langer (Austria-Präsident), Helmut Denk (Mitglied Austria-Kuratorium) und eventuell einem Denk-Vertrauten gebildet. Hauptaufgabe ist es, finanzielle Offerte für die Zeit nach Stronach und Magna auf Herz und Nieren zu prüfen. "Das sind ausgezeichnete Fachleute", so Manager Markus Kraetschmer. Ende Jänner bzw. Anfang Februar 2006 soll es dann zu einer außerordentlichen Generalversammlung der Violetten kommen.

Warum zog Denk seine Misstrauensanträge gegen das Präsidium zurück?

Die Wende brachte ein Gespräch mit Wiens Bürgermeister Häupl, dem Vorsitzenden des Austria-Kuratoriums. Das Treffen fand im Wiener Rathaus unmittelbar vor der Generalversammlung statt und nahm dieser im Endeffekt die erwartete Brisanz. Im Nachhinein bezeichnete Denk die große Unruhe der vergangenen Wochen als Missverständnis: "Ich habe gegen Frank Stronach und Magna keine negativen Äußerungen getätigt, habe mir aber als Kuratoriumsmitglied das Recht herausgenommen, sportliche und sponsortechnische Fehler und Versäumnisse der Vergangenheit aufzuzeigen."

Was wurde aus dem von Denk für Donnerstag angekündigten Konzept und Offert?

Fakt ist, dass am Donnerstag von Denk kein Konzept, kein Offert und auch keine Bankgarantie auf den Tisch gelegt wurde. Der 63-jährige Austria-Fan vom Scheitel bis zur Sohle beruhigte aber und begründete dies mit einem Stillschweigen-Verpflichtung gegenüber seinen potenziellen Sponsoren. "Ich bin auf dem besten Weg, der Austria einige Sponsoren zur Verfügung zu stellen", so Denk, der über ein Finanzvolumen von "15 Millionen Euro oder vielleicht etwas mehr" sprach.

Wie werden die Fans reagieren?

Während die Austria-Führung als große Einheit auftritt, verließen viele der 132 anwesenden ordentlichen Mitglieder (die außerordentlichen Mitglieder hatten keinen Zutritt) die Generalversammlung enttäuscht. Die Fan-Initiative Westtribuene.at und die Fanvertretung hatten 7.000 Unterschriften mitgebracht, die die Misstrauensanträge der Denk-Gruppe gegen das Präsidium unerstützen sollten. Am Donnerstag kam dann aber alles anders. "Wir werden dennoch weiter Unterschriften sammeln", kündigte ein Vertreter der "West" an. "Alles ist wie vorher, nur ohne das Geld von Frank Stronach", meinte ein weiteres Mitglied.

Inwieweit wird Stronach dem Fußball erhalten bleiben?

Laut Stronach-Intimus Andreas Rudas wird der Magna-Boss seine Akademie in Hollabrunn und das Amateur-Team weiterführen, die Red-Zac-Erste-Liga soll den Youngsters als Plattform und Bühne dienen. "Die Akademie und die Amateure liegen Frank am Herzen. Eine Art Mini-Betriebsführungsvertrag ist für mich möglich", sagte Kraetschmer. "Unter gewissen Rahmenbedingungen" (Kraetschmer) wird der Milliardär auch das Austria-Stadionprojekt weiter unterstützen.

Was war entscheidend für Stronachs Ausstieg bei der Austria?

"Er ist ein konstruktiver Mensch, der weiß, dass das Umfeld einer Fußballmannschaft harmonisch und ruhig sein muss. Es liegt nun an den Mitgliedern und Fans, die Geste von Stronach zu nützen und mit seiner Unterstützung zur Ruhe zu finden", so Rudas. Häupl meinte zu den Gründen: "Meine Einschätzung behalte ich für mich." Kraetschmer: "Es war ein Sammelsurium gewisser Dinge, nicht nur die Denk-Gruppe und die Fan-Proteste zuletzt in der Südstadt".

Was passiert nun mit den von Denk im Vorfeld der Generalversammlung ins Spiel gebrachten Austria-Ikonen Herbert Prohaska und Toni Polster?

Michael Häupl: "Das sind zwei Klasse-Burschen, aber das ist jetzt nicht das Problem. Stronach hat den Vertrag gekündigt und jetzt gilt es Geld für die Austria aufzustellen."

Wie steht es um das aktuelle Trainerduo Peter Stöger/Frenkie Schinkels?

Laut Präsident Langer wird nach den drei ausstehenden Spielen 2005 eine Bestandsaufnahme gemacht und eine Entscheidung getroffen. "Dabei wird Stronach jene Rolle einnehmen, die ihm gemäß Geschäftsordnung zusteht. Wer das Geld gibt, hat auch Rechte", so Langer. Dass Ex-Sturm-Coach Ivica Osim ante portas steht, soll ein Gerücht sein. Langer: "Dass Stronach und Osim gemeinsam mittaggegessen haben, stimmt nicht. Es wurde noch keine Entscheidung getroffen."

Wie sieht es mit Austria-Verträgen aus, die über den 30. Juni 2007 hinaus laufen?

Aktuell kann die Austria den Spielern nur eine fixe Planung bis Ende Juni 2007 (Ende des Betriebsführungsvertrags) bieten. "Deswegen muss schnell für Klarheit gesorgt werden", fordert Kraetschmer Eile auf der Geldsuche. Etwa zehn Austria-Kicker besitzen derzeit Verträge über die Stronach-Ära hinaus, darunter befinden sich laut Kraetschmer einige junge Österreicher. Die Kommission müsse nun entscheiden, welche Spieler man sich in Zukunft noch leisten können wird.