Frank Stronach könnte dem österreichischen Fußball in Zukunft wohl "nur" noch als Chef der Hollabrunner Akademie und der Austria-Amateure sowie eventuell als Unterstützer des Austria-Stadionprojekts erhalten bleiben. Ein weiteres Engagement bei der Austria-Kampfmannschaft über 2007 hinaus schloss Intimus Andreas Rudas nach der Generalversammlung aus. Die Austria muss sich also ab sofort auf intensive Sponsorensuche begeben.
Hier ein Überblick über die wichtigsten Themen und Fragen nach der Austria-GV im Wiener Rathauskeller...
Wer sitzt in der neuen Austria-Kommission?
Die Kommission wird neben ihrem Vorsitzenden Michael Häupl von Manfred Mautner-Markhof (Vorsitzender Verwaltungsrat), Peter Langer (Austria-Präsident), Helmut Denk (Mitglied Austria-Kuratorium) und eventuell einem Denk-Vertrauten gebildet. Hauptaufgabe ist es, finanzielle Offerte für die Zeit nach Stronach und Magna auf Herz und Nieren zu prüfen. "Das sind ausgezeichnete Fachleute", so Manager Markus Kraetschmer. Ende Jänner bzw. Anfang Februar 2006 soll es dann zu einer außerordentlichen Generalversammlung der Violetten kommen.
Warum zog Denk seine Misstrauensanträge gegen das Präsidium
zurück? Die Wende brachte ein Gespräch mit Wiens Bürgermeister Häupl,
dem Vorsitzenden des Austria-Kuratoriums. Das Treffen fand im Wiener
Rathaus unmittelbar vor der Generalversammlung statt und nahm dieser
im Endeffekt die erwartete Brisanz. Im Nachhinein bezeichnete Denk
die große Unruhe der vergangenen Wochen als Missverständnis: "Ich
habe gegen Frank Stronach und Magna keine negativen Äußerungen
getätigt, habe mir aber als Kuratoriumsmitglied das Recht
herausgenommen, sportliche und sponsortechnische Fehler und
Versäumnisse der Vergangenheit aufzuzeigen."
Was wurde aus dem von Denk für Donnerstag angekündigten Konzept
und Offert? Fakt ist, dass am Donnerstag von Denk kein Konzept, kein
Offert und auch keine Bankgarantie auf den Tisch gelegt wurde. Der
63-jährige Austria-Fan vom Scheitel bis zur Sohle beruhigte aber und
begründete dies mit einem Stillschweigen-Verpflichtung gegenüber
seinen potenziellen Sponsoren. "Ich bin auf dem besten Weg, der
Austria einige Sponsoren zur Verfügung zu stellen", so Denk, der über
ein Finanzvolumen von "15 Millionen Euro oder vielleicht etwas mehr"
sprach.
Wie werden die Fans reagieren? Während die Austria-Führung als
große Einheit auftritt, verließen viele der 132 anwesenden
ordentlichen Mitglieder (die außerordentlichen Mitglieder hatten
keinen Zutritt) die Generalversammlung enttäuscht. Die Fan-Initiative
Westtribuene.at und die Fanvertretung hatten 7.000 Unterschriften
mitgebracht, die die Misstrauensanträge der Denk-Gruppe gegen das
Präsidium unerstützen sollten. Am Donnerstag kam dann aber alles
anders. "Wir werden dennoch weiter Unterschriften sammeln", kündigte
ein Vertreter der "West" an. "Alles ist wie vorher, nur ohne das Geld
von Frank Stronach", meinte ein weiteres Mitglied.
Inwieweit wird Stronach dem Fußball erhalten bleiben? Laut
Stronach-Intimus Andreas Rudas wird der Magna-Boss seine Akademie in
Hollabrunn und das Amateur-Team weiterführen, die Red-Zac-Erste-Liga
soll den Youngsters als Plattform und Bühne dienen. "Die Akademie und
die Amateure liegen Frank am Herzen. Eine Art
Mini-Betriebsführungsvertrag ist für mich möglich", sagte
Kraetschmer. "Unter gewissen Rahmenbedingungen" (Kraetschmer) wird
der Milliardär auch das Austria-Stadionprojekt weiter unterstützen.
Was war entscheidend für Stronachs Ausstieg bei der Austria? "Er
ist ein konstruktiver Mensch, der weiß, dass das Umfeld einer
Fußballmannschaft harmonisch und ruhig sein muss. Es liegt nun an den
Mitgliedern und Fans, die Geste von Stronach zu nützen und mit seiner
Unterstützung zur Ruhe zu finden", so Rudas. Häupl meinte zu den
Gründen: "Meine Einschätzung behalte ich für mich." Kraetschmer: "Es
war ein Sammelsurium gewisser Dinge, nicht nur die Denk-Gruppe und
die Fan-Proteste zuletzt in der Südstadt".
Was passiert nun mit den von Denk im Vorfeld der
Generalversammlung ins Spiel gebrachten Austria-Ikonen Herbert
Prohaska und Toni Polster? Michael Häupl: "Das sind zwei
Klasse-Burschen, aber das ist jetzt nicht das Problem. Stronach hat
den Vertrag gekündigt und jetzt gilt es Geld für die Austria
aufzustellen."
Wie steht es um das aktuelle Trainerduo Peter Stöger/Frenkie
Schinkels? Laut Präsident Langer wird nach den drei ausstehenden
Spielen 2005 eine Bestandsaufnahme gemacht und eine Entscheidung
getroffen. "Dabei wird Stronach jene Rolle einnehmen, die ihm gemäß
Geschäftsordnung zusteht. Wer das Geld gibt, hat auch Rechte", so
Langer. Dass Ex-Sturm-Coach Ivica Osim ante portas steht, soll ein
Gerücht sein. Langer: "Dass Stronach und Osim gemeinsam
mittaggegessen haben, stimmt nicht. Es wurde noch keine Entscheidung
getroffen."
Wie sieht es mit Austria-Verträgen aus, die über den 30. Juni
2007 hinaus laufen? Aktuell kann die Austria den Spielern nur eine
fixe Planung bis Ende Juni 2007 (Ende des Betriebsführungsvertrags)
bieten. "Deswegen muss schnell für Klarheit gesorgt werden", fordert
Kraetschmer Eile auf der Geldsuche. Etwa zehn Austria-Kicker besitzen
derzeit Verträge über die Stronach-Ära hinaus, darunter befinden sich
laut Kraetschmer einige junge Österreicher. Die Kommission müsse nun
entscheiden, welche Spieler man sich in Zukunft noch leisten können
wird.