Evelyn Oberneder sammelte Arbeitserfahrung in einer dänischen Firma und arbeitete an einer Kapabilitätsstudie.

Als die technische Zeichnerin Evelyn an ihrem ersten Arbeitstag in der dänischen Firma Sauer-Danfoss aufkreuzt, glaubt sie ihren Augen nicht zu trauen. Das Firmengelände hat gigantische Ausmaße, am Eingang drückt man ihr einen unübersichtlichen Lageplan in die Hand.

Dank der freundlichen Einweisung des Portiers bleiben ihre Verirrungs-Fantasien jedoch reine Befürchtung, die anfängliche Nervosität vergeht schnell. Der Mitarbeiter, der den jungen Lehrling aus Oberösterreich betreut, tut sein übriges zur ersten Orientierung und nach einer kurzen Einschulung am Arbeitsplatz fühlt sich Evelyn so richtig wohl.

"Die Dänen sind extrem nette Menschen und total legere," schwärmt sie von ihren neuen ArbeitskollegInnen. "Der Umgang miteinander im Team war wirklich bemerkenswert, da können sich bei uns die Leute ein Vorbild nehmen." Auch mit der Sprache hatte Evelyn keinerlei Probleme: "Wir unterhielten uns auf Englisch, ein paar Fachvokabeln hab ich vorher gelernt. Aber Hydraulikmotor heißt auch in Englisch hydraulic motor."

Blick über den Tellerrand

Evelyn absolviert in Dänemark ein dreiwöchiges Praktikum bei der Firma Sauer-Danfoss, organisiert im Rahmen des Leonardo-da-Vinci-Austauschprogramms. Evelyns Firma in Österreich schickt jährlich drei bis vier Lehrlinge zu Austauschfirmen in die Europäischen Mitgliedsstaaten. "Das hat sich als wichtige Angelegenheit für die Lehrlinge und für die Firma erwiesen," berichtet Personalchef Christian Gumpinger. "Die Lehrlinge sehen dort neue Bearbeitungsvorgänge und Arbeitsweisen, blicken über den Tellerrand und entwickeln sich auch persönlich weiter".

Erfolgreiches Programm

165 junge FacharbeiterInnen in Ausbildung erhielten 2005 in Österreich die Chance, über das Leonardo-Programm internationale Berufsluft zu schnuppern. Die Austauschplätze werden über die jeweiligen Firmen angesucht, das Echo ist durchwegs positiv. Auch am Arbeitsmarkt gilt die "internationale Erfahrung" als interessanter Aspekt im Lebenslauf.

"Ein Lehrlingsaustausch ist für die berufliche Entwicklung durchaus von Vorteil," so Lehrlingsbeauftragter Egon Blum. "Ideal ist es, wenn sowohl ein fachlicher, ein gesellschaftlich-sozialer und eine sprachlicher Lerneffekt erfolgt". Die Zeitspanne von drei Wochen hält er für passend, internationale Betriebe, "denen es wichtig ist, dass die Lehrlinge Fremdsprachen wirklich gut erlernen", müssten einen längeren Aufenthalt selbst organisieren und finanzieren.

EU-Gelder

Aus den EU-Töpfen wird auf jeden Fall die Unterbringung für drei Wochen sowie der Flug bezahlt. "Ein Taschengeld stellen wir unseren Lehrlingen aus der Firmenkasse zur Verfügung," so Gumpinger. Ein kleiner Betrag, den Evelyn innerhalb der Jugendherberge investierte. "In Dänemark ist Fortgehen einfach zu teuer." (mhe)