Animal Collective
Feels
(Fat Cat/Soul Seduction)

Foto: Fat Cat/Soul Seduction

Atavistisches Trommelgeklöppel, hart gestrampfte akustische Gitarren. Jubilierende Chöre, die von Beach Boys und Swingle Singers und alten Zeiten erzählen. Dazu ein Klimperklavier aus der Schule des Boogie-Woogie-Berserkertums. Die oft auch funktional als Bassgitarre eingesetzte E-Klampfe drängt in den Höhen schön angezerrt Richtung brodelnde New-Wave-Marke Siouxie And The Banshees.

Wir hören außerdem eine Harfe, die sich nicht recht zwischen Eierschneider und Gitterbett entscheiden mag. Kenner sprechen diesbezüglich von einem Einfluss der bedeutenden Jazz-Harfenistin Alice Coltrane aus den Untiefen der Fusion-Hochblüte. Darüber allerdings, es würde dann ja doch alles miteinander in dieser grundsätzlich in jede Richtung offenen Kunst frei flottierenden Songwritings zu viel werden: himmlische Melodien, mit Kopfstimme vorgetragen!

Das aus New York stammende Animal Collective um die beiden Köpfe David Porter alias Avey Tare und Noah Lennox alias Panda Bear verfolgt zwischen Folk, Noise, Ambient und Ethnoeinflüssen aus dem Weltraum eine gebrochene, verwunschene Form von Psychedelia, wie sie seit den späten 60er-Jahren nicht mehr kreiert wurde. Stichwort: The Incredible String Band.

Auf diesem siebten Album ist die Band allerdings zugänglicher denn je. Das bedeutet neben allem freundlichen Troll- und Naturgeister-Geheule dieses Mal: handliche Songs im Dreiminutenformat. Zeitgenössische Bands wie Flaming Lips, Mercury Rev oder Sebadoh lassen ebenso grüßen wie der gegenwärtige Star der Neo-Folk-Szene Devandra Banhardt. Bloß dass der nicht so tolle Songs schreiben kann. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.11.2005)