Die Initiative geht auf den französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac zurück. Er hatte schon im September angekündigt, eine solche "internationale Solidaritätsabgabe" auf Flugscheinen einführen zu wollen, um den in Armut lebenden Menschen in Afrika zu helfen. Am Mittwoch präsentierte die liberalkonservative Regierung in Paris einen entsprechenden Vorstoß.

Da Chiracs Regierungspartei UMP in der Nationalversammlung über die absolute Mehrheit verfügt, gilt die parlamentarische Annahme als gesichert. In Kraft treten soll die Maßnahme am 1. Juli nächsten Jahres. Die Sondersteuer wird beim Start an französischen Flughäfen fällig. In der Economy Class beträgt sie einen Euro für Flüge innerhalb Europas und vier Euro auf Langstrecken. Passagiere der Business Class zahlen zehn Mal mehr, also zehn bzw. 40 Euro.

Nur Hinflug

Diese Zahlen gelten nur für den Hinflug. Beteiligt sich das Zielland an der Aktion, könnte sich der Betrag verdoppeln. Bisher haben drei andere Länder die Absicht geäußert, bei der Aktion mitzumachen: Großbritannien, Brasilien und Chile. In Berlin hatte man sich anfangs auch mit dem Gedanken getragen, doch dann wurde das Projekt wieder beiseite gelegt. Chirac hatte beim letzten G-8-Gipfel angekündigt, Frankreich werde im Februar eine internationale Konferenz zu dieser Sonderabgabe organisieren; nach Angaben aus Paris sollen daran 70 interessierte Länder teilnehmen.

Ob sie alle eine solche Drittwelt-Abgabe auf Flugtickets einführen, wird von Experten bezweifelt. Selbst innerhalb vier Pionierländer bestehen Meinungsverschiedenheiten: Großbritannien will die Abgabe zwar einführen, andere Flughafen- oder Flugtaxen aber im gleichen Umfang reduzieren. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.11.2005)