Frankreichs Literaturpapst Bernard Pivot feiert nach 32 Jahren TV-Karriere zum zweiten Mal Abschied vom Fernsehen. Diese Woche moderiert der 70-Jährige zum letzten Mal die Sendung "Double je" ("Zweifaches Ich"). Bereits im Juni 2001 hatte sich Pivot vom Fernsehen "endgültig verabschiedet", als er zum letzten Mal seine Literatursendung "Bouillon Culture" moderierte. Sechs Monate später kehrte er dann mit "Double je" zurück.

Mehr als 1000 Literatursendungen

Insgesamt hatte Pivot im Staatsfernsehen "France 2" durch mehr als 1000 Folgen Literatursendungen geführt, bevor er seinen Platz an Starjournalist Guillaume Durand abtrat, der nunmehr die Kultursendung "Campus" moderiert. Zu den literarischen Gästen, die Pivots Sendungen am meisten geprägt haben, zählten Charles Bukowski, der völlig betrunken erschienen war, sowie Krimi-Autor Georges Simenon, die Schriftstellerin Marguerite Duras, der sowjetische Dissident Alexander Solschenizyn oder "Lolita"-Autor Vladimir Nabokov. Pivot begann seine journalistische Karriere bei der Literaturbeilage der Pariser Tageszeitung Le Figaro.

Routine vermeiden

"Man muss die Dinge akzeptieren, wie sie kommen", sagte Pivot zum Abschied und fügte hinzu: "Ich höre mit ,Double je' auf, um die Routine zu vermeiden." Allerdings schloss der Literaturpapst, der in seiner Karriere mehr als 1200 TV-Sendungen moderiert hat, eine erneute Rückkehr zum Bildschirm nicht aus, "falls sich etwas Interessantes bieten sollte". (APA/DER STANDARD; Printausgabe, 24.11.2005)