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2. August 1998: Erstmals sitzt Frank Stronach als Mäzen im Horr-Stadion, Austria schlägt Vorwärts Steyr 4:1. Christian Mayrleb (Bild) steuert zu diesem Sieg zwei Tore bei.

Foto: Reuters/ Zierlinger
Wien - Stronach kommt entgegen, dass viele Klubs zu diesem Zeitpunkt finanziell alles andere denn gut dastehen. So zeigen sich etliche Vereins-vertreter begeistert über ein mögliches Engagement des pausenlos so genannten "reichen Onkels aus Amerika".

Mit dem Salzburger Klub-Präsidenten Rudolf Quehenberger erörtert Stronach die Möglichkeiten, in die Marketing-Organisation einzusteigen, in neue Spieler zu investieren, sich am Bau und Betrieb des neuen Stadions in Wals-Siezenheim zu beteiligen. Ende September 1998 spekuliert der Kurier, Stronach wolle insgesamt 500 bis 800 Millionen Schilling in den österreichischen Fußball investieren. Stronach, der sein Engagement "sozialökonomisch" sieht, wird freilich auch wie folgt zitiert: "Jeder Schilling, den ich jetzt in den Sport investiere, kommt langfristig wieder zurück."

Die ersten skeptischen Stimmen werden laut, eine dieser Stimmen gehört Beppo Mauhart, dem ÖFB-Präsidenten. Der lobt den Plan von einer Fußballer-Akademie, kann aber mit dem Plan von einem TV-Sport- und Wettkanal nicht viel anfangen. Mauhart gibt Stronach den Rat, sein Geld nicht auf mehrere Mannschaften zu verteilen, sondern es auf einen einzigen Klub zu konzentrieren.

Die Gerüchteküche brodelt schon ordentlich, so gut wie jeder Klub spielt darin eine Rolle. Da lädt Stronach für 23. November zum nächsten Termin: In Baden will er sämtliche Klub-Präsidenten und Manager der obersten beiden Spielklassen und auch die Medien informieren. Schon vor dieser Präsentation meint der Bundesliga-Präsident Gerhard Skoff (Casinos-Direktor), er werde von seinem Amt zurücktreten, sollte "nicht alles mit meinen eigenen Vorstellungen vereinbar sein. Ich möchte keiner Idee im Wege stehen". Bundesliga-Sekretär Reinhard Nachbagauer steht sowieso nicht mehr im Weg, er wird mit Ende November seine Tätigkeit beenden.

Bevor Stronach die Klubvertreter persönlich informieren wird, informiert er sie sicherheitshalber schon einmal via News. Dort meint er auch, er könne sich durchaus vorstellen, Bundesligapräsident zu sein. "Ich will in jeder Hinsicht einfach mithelfen, dass der österreichische Fußball auf gesunden Beinen steht." Sogar der renommierte deutsche Spiegel springt plötzlich auf den Zug auf. Hier darf Stronach sagen, er wolle Österreich "bis spätestens 2006" zum Fußballweltmeister machen. "Sind wir erst Weltspitze, dann läuft das Geld von selbst." Und so sieht zumindest gesamt Fußball-Österreich gespannt dem 23. November entgegen.

Um 14:08 Uhr landet die APA-Eilmeldung in den Sportredaktionen. Stronach also will nicht nur eine Fußball-Nachwuchs-Akademie gründen und einen Sportwetten- und TV-Kanal installieren, er strebt nicht nur eine bessere Vermarktung der Bundesliga an - er will auch insgesamt 100 Millionen Schilling in die Bundesliga investieren, zehn Millionen in jeden der zehn Klubs. Auch die Vereine der Ersten Division sollen am Geldkuchen mitnaschen. (DER STANDARD, Printausgabe, Donnerstag, 24. November 2005, Fritz Neumann)

Lesen Sie am Freitag:

Welche Gegenleistung Stronach verlangt, wie die Klubs reagieren. Und: Friedrich Stickler tritt auf.