Wien - Cross Industries, die Beteiligungsholding der KTM-Kernaktionäre Stefan Pierer und Rudolf Knünz wirbt um Anleger. Ab 30. November zu kaufen gibt es zwei Unternehmensanleihen, von denen eine in der Bilanz als Eigenkapital gilt. Der zeitlich unbegrenzte "perpetual Bond" wird mit einem Kupon von 6,875 Prozent ausgestattet sein und ist frühestens in zehn Jahren kündbar. Das Emissionsvolumen beträgt 60 Millionen Euro. Der zweite Teil der Emission ist eine klassische Unternehmensanleihe im Volumen von 50 Mio. Euro mit einer Laufzeit von sieben Jahren. Sie diene der Finanzierung des KTM-Händlernetzes sowie der Refinanzierung der Rosenbauer-Beteiligung der Dachgesellschaft, sagten Pierer und Knünz am Dienstag.

Cross will mit dem Gesamterlös - angepeilt sind in Summe 110 Millionen Euro - bestehende Beteiligungen aufstocken oder neue erwerben. Rund die Hälfte ist laut KTM-Chef Stefan Pierer für Aquisitionen, konzerninternes Wachstum und die Refinanzierung des Einstiegs beim Mittelstandsfinanzierer Unternehmens Invest AG (UIAG) reserviert. "Die zweite Hälfte ist für die Kriegskasse, also strategische Reserven", sagte Pierer zum STANDARD. "Die VA Tech Hydro spielt keine vordergründige Rolle", sagte Pierer, auf sein Kaufinteresse an der nun im Siemens-Besitz befindlichen Kraftwerkssparte der VA Tech angesprochen.

Eine "NewCo", also ein Vehikel, mit dem sich Hydro kaufen ließe, hat Cross dem Vernehmen nach aber immerhin gegründet. Ob Siemens vom Cross-Konsortium, zu dem neben UIAG und Porr auch der steirische Ex-Wirtschaftslandesrat Herbert Paierl gehört, tatsächlich ein Angebot erwarten kann, ist allerdings offen. Die Vorbereitungen dafür laufen auf Hochtouren, bis 9. Dezember können verbindliche Angebote abgegeben werden.

Leicht dürfte die Entscheidung, ein solches abzugeben, nicht sein. "In der Hydro-Gleichung sind zu viele Unbekannte", heißt es in anderen Interessentenkreisen. Als Hauptproblem gilt, dass Verkäufer Siemens derzeit nicht garantieren könne, dass die zurzeit ausgesetzte Kooperation mit General Electric (GE) bei Turbogeneratorenfertigung und Gasturbinen jemals wieder weiter gehe. Dass die Interessenten mit GE offiziell nicht einmal verhandeln dürfen, weil Siemens das per Vertraulichkeitserklärung untersagt habe, erleichtere die Sache nicht.

Macht sich GE aus dem Staub, hängen am Standort Weiz aber rund 450 Beschäftigte in der Luft - und mit ihnen der Businessplan, auf dessen Basis die Investoren ihr Geld zurückverdienen können sollten. "Das ist keine brüllende Sache, kein Jackpot", stellt ein Hydro-Interessent klar, zumal am Wasser- und Gaskombikraftwerksgeschäft auch noch 1,7 Milliarden Euro an Haftungen und Garantien hängen. Daran ändere auch das von der BA-CA erstellte Finanzierungskonzept nichts, denn an dem verdiene fast ausschließlich die Bank. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23.11.2005)