Eigentlich hätten die Austria-Fans einen Mann wie Frank Stronach auf Händen zum Verteilerkreis tragen müssen: der Austro-Kanadier übernahm einen finanziell schwer angeschlagenen Verein, pumpte Unsummen in ein Fass ohne Boden und ließ im Gegensatz zum Getränke-Hersteller Didi Mateschitz in Salzburg die Tradition des Vereins zumindest oberflächlich am Leben. "Es besteht der Wunsch, Liebe zu finden, verehrt zu werden" beschrieb Stronach-Biograf Norbert Mappes-Niediek die Ursachen dieses großzügigen Engagements.

Und dennoch wollten sie ihn am Verteilerkreis nie richtig lieben lernen - einzig der Meistertitel 2003 schien für Zuneigung zu sorgen: damals ließ sich Frank Stronach oft unter den Fans blicken, er genoss die vielen Dankeschöns, die Sprechchöre, die Aufmerksamkeit. Man brüllte ihm auf der Westtribuene "Franky, wir danken Dir" ins Ohr und er fühlte sich wohl. Doch unter der Oberfläche des Erfolges brodelte es schon längst, der Rauswurf von Walter Schachner sorgte für Unmut, die Demontage der Ikone Herbert Prohaska war nicht vergessen. Trotz des Erfolges wußte man: Stronachs Kredit in der aktiven Fan-Szene ist klein.

Der Boss hatte also eine Kult-Figur respektlos behandelt, einen erfolgreichen Trainer gefeuert und dafür jede Menge berechtige Kritik einstecken müssen. Kritik, die offensichtlich ungehört an ihm abprallte: Engagement und Rauswurf von General Manager und Erzveilchen Toni Polster waren ein weiterer Stein im Mosaik der verfehlten Personal-Politik, ebenso wie der überhastete Rauswurf des kompetenten Lars Söndergaard.

Am Fall Söndergaard zeigt sich das Engagement Stronachs in seiner ganzen Tragödie: Gerade als es am besten lief, wurde dem dänischen Trainer per Pay-TV Premiere eine baldige Versetzung zum Nachwuchs ausgerichtet. Die Beweggründe konnte wohl niemand außer Stronach verstehen, am wenigsten die Fans. Für jene Nebenbei-Anhänger, die Austria-Ergebnisse der Sonntags-Krone entnehmen, mag dies alles nebensächlich sein, vielen der emotional gebundenen Fans war es kaum noch zumutbar. Der letzte Kredit war mit dem Söndergaard-Rauswurf verspielt, Liebesentzug total die Folge. Eine verwirrte Vereins-Philosophie - heute "mit den Adlern kreisen" und zahlreiche Legionäre verpflichten, morgen nur noch Junge Österreicher in der Mannschaft sehen wollen - tat ihr Übriges.

Stronach hat die Situation mit etwas Verspätung und dank eines Misstrauensantrag erkannt, er weiß, dass es nichts mehr zu kitten gibt, eine breite Akzeptanz längst verspielt ist. Wenn er meint, dass ihm die Zukunft der Austria wichtig wäre, dann ist das nur wenig glaubwürdig. In seinem Rückzug sieht er vermutlich eher eine angemessene Strafe für die Nicht-Gefolgsamen als ein Eingeständnis seiner zahlreichen Fehler. Die Austria selbst war Stronach immer egal, ein Mittel zu einem nie erreichten Zweck - der von ihm getragene Austria Salzburg-Schal anläßlich eines UEFA-Cup-Spiels mehr Sinnbild als Irrtum.(Philip Bauer)