Die Katalanen nahmen im Bernabeu-Stadion von Beginn an das Heft in die Hand. Statt eines dramatischen Derbys der ewigen Rivalen gab es Einbahnstraßenfußball in Richtung Real-Tor. Torjäger Samuel Eto'o wurde - wie erwartet - ausgepfiffen, weil er im Sommer in abfälliger Weise über die Madrilenen hergezogen war. Aber ausgerechnet der Kameruner, dessen Talent von Real verkannt worden war, schoss nach 15 Minuten das 1:0 für den Meister. Dass die Madrilenen bis zur Pause nicht weitere Treffer kassierten, hatten sie allein ihrem Torwart Iker Casillas zu verdanken, der Chancen von Eto'o und Lionel Messi vereitelte.
In der zweiten Hälfte schnappte Ronaldinho (58.) sich an der Mittellinie den Ball, ließ Reals Jungstar Sergio Ramos, für den die "Königlichen" eine Ablöse von 27 Millionen gezahlt hatten, wie einen Statisten stehen, lief an Abwehrchef Ivan Helguera wie an einer Slalomstange vorbei und schoss zum 2:0 ein. 18 Minuten später wiederholte er das Kunststück in fast identischer Weise und erzielte das 3:0. "Ronaldinho ist ein übermenschliches Wesen", glaubte das Sportblatt "As" erkannt zu haben.
Die Zeitung "El Mundo" brachte die Überlegenheit des Meisters auf den Nenner: "Dies war kein Spiel, sondern ein Wettlauf zwischen einem Hasen und einer Schildkröte." Ältere Zuschauer fühlten sich an den legendären 5:0-Sieg von "Barca" mit Johan Cruyff im Jahr 1974 erinnert. Barcelonas Trainer Frank Rijkaard gelang nun etwas, was nicht einmal der große Cruyff geschafft hatte. Er ging in die Geschichte ein als erster Coach, der mit den Katalanen zwei Mal im Bernabeu gewann. Bei Real machte sich Ratlosigkeit breit. Klubchef Florentino Perez hatte zu Saisonbeginn 90 Millionen Euro in Verstärkungen investiert, um den Rekordmeister nach zwei Jahren ohne Titel auf den Weg des Erfolgs zurückzuführen. Aber nun tat sich zwischen den Katalanen, die keine Ablöse für neue Spieler ausgaben, und Real plötzlich ein Klassenunterschied auf. Das Fachblatt "Sport" konstatierte den "Fall von Florentinopolis".
Spott und Hohn
Stars wie David Beckham oder der wochenlang verletzte Ronaldo griffen kaum in die Partie ein. "Zinedine Zidane spielte so, als bitte er inständig um eine Vorruhestandsregelung", spottete "El Mundo". Nach Ansicht des Blattes stehen die "Königlichen" so nackt da, wie der Kaiser im berühmten Andersen-Märchen "Des Kaisers neue Kleider". "Marca" lästerte: "Der Flitzer, der vor dem Wiederanpfiff nackt über den Rasen gerannt war, ist mehr gelaufen, als mancher Real-Spieler."
Real-Coach Vanderlei Luxemburgo hat seinen Optimismus dennoch nicht verloren. "Ich glaube noch immer, dass wir Meister werden", erklärte der Brasilianer, dessen Team als Dritter vier Punkte hinter Barcelona liegt.
Zwei Monate Pause für Raul
Real muss für längere Zeit auf seinen Stürmer Raul verzichten. Wie der Verein am Montag mitteilte, erlitt der Kapitän der "Königlichen" und der spanischen Nationalelf beim Schlagerspiel ohne gegnerische Einwirkung eine schwere Knieverletzung.
Die Untersuchung der Ärzte ergab, dass Raul sich im linken Knie einen Meniskusriss und einen Anriss des vorderen Kreuzbandes zugezogen hat. Der staatliche Rundfunk RNE berichtete, der 28-Jährige werde wenigstens zwei Monate ausfallen.(APA)
Spanien, 12. Runde: