Innsbruck - Mit Nachdruck drängt Tirols Kulturlandesrätin Elisabeth Zanon (ÖVP) im Auftrag der Regierung auf größeren Einfluss des Landes beim Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum. "Das Land will entscheidend mitreden", sagt sie dem STANDARD. Zum Beispiel bei der Bestellung des nächsten Direktors, nachdem Gert Ammann im Sommer von sich aus frühzeitig gegangen ist.

Ammann, der zwei Jahrzehnte lang das Haus geleitet hat, hatte keine Freude mit den Plänen der Landesregierung, das Ferdinandeum in eine GmbH einzugliedern. Ebenso wenig wie Vereinsobfrau Elisabeth Walde, die ebenfalls abtrat. Seit seiner Gründung vor 180 Jahren wurde das Landesmuseum durch einen Verein geführt: finanziert durch großteils öffentliche Gelder und durch Mitgliedsbeiträge. Zanon hält die Struktur für "nicht mehr zeitgemäß". Nur durch eine GmbH sei es möglich, das Haus "von der Landesliga in die Bundesliga zu bringen".

Seit Monaten fühlen sich Vereinsvorstand und Direktion des Museums unter Druck gesetzt. Vor wenigen Tagen hat sich Interims-Direktor Gerhard Tarmann Luft verschafft: "Es werden uns permanent Steine in den Weg gelegt". Es gebe keine Zusagen für Landesmittel für das nächste Jahr. Das Haus könne nicht ernsthaft planen.

Nach dem Schimmelbefall im Depot, ausgelöst durch eine defekte Klimaanlage, klafft jetzt ein Finanzloch. Das Land habe keine Sondermittel für die Behebung des Schadens bereitgestellt, stattdessen dafür einfach die vorgesehenen 110.000 Euro für das fertig gestellte Musikprogramm umgeleitet, so Tarmann. Zanon meint auf Anfrage: "Das Musikprogramm hätte auch gestoppt werden können."

Vereinsvorstand Andreas Trentini ist jetzt nach außen hin um eine Verbesserung des Gesprächsklimas bemüht: "Wir werden konstruktiv weiter verhandeln." Bis zum Budgetlandtag im Dezember muss für Zanon die Einigung zur GesmbH stehen. Das Budget des Ferdinandeums soll aber, wenn es nach ihr geht, "vorerst" nicht erhöht werden.

Vorstand Trentini, ein pensionierter Industrieller, der die Führung im Sommer übernahm, hofft sehr wohl auf größere Zuwendungen. "Als Mann der Privatwirtschaft bin ich erstaunt, wie knapp das Museum gehalten wird." Derzeit wäre es aus finanziellen Gründen etwa nicht möglich einen Geschäftsführer einzustellen oder einen Bearbeiter für die wertvolle Mineraliensammlung. Das Ferdinandeum erhalte 3,8 Millionen Euro mit 82 Mitarbeitern. Das Landesmuseum Oberösterreich sieben Millionen Euro mit 125 Leuten. (bs/DER STANDARD, Printausgabe, 19./20.11.2005)