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Definition: Asexualität bedeutet das Fehlen der Sexualität. Der Begriff Asexualität war in der Biologie in Zusammenhang mit ungeschlechtlicher Fortpflanzung von Lebewesen (zum Beispiel Amöben) schon immer gebräuchlich. Eine offizielle wissenschaftliche Definition von Asexualität bei Menschen gibt es bisher noch nicht. Als asexuell bezeichnen sich aber Menschen, die kein Bedürfnis nach sexueller Interaktion mit einer anderen Person verspüren, sich dabei aber nicht auf eine persönliche oder eine moralische Entscheidung wie zum Beispiel das Zölibat stützen.

Plattform: Das Internet-Forum Asexual Visibility and Education Network (AVEN) auf der Homepage www.asexuality.org wurde 2001 von David Jay, einem bekennenden Asexuellen, mit dem Ziel gegründet, Gleichgesinnte zu finden und eine Community im Netz zum Gedankenaustausch aufzubauen. Mittlerweile zählt die Anlaufstelle in den USA bereits 5400 Mitglieder, seit Jänner 2005 gibt es auch einen deutschen Ableger unter www.asexuality.org/de mit 800 aktiven Nutzern. AVEN versteht sich als Informationsplattform, die Diskussionen über Asexualität in der Gesellschaft fördert und fordert, dass Asexualität als eine sexuelle Orientierung wie Hetero, Bi- oder Homosexualität anerkannt wird.

Typologie: "Bin ich asexuell?" ist die Frage, die auf der Internetseite www.asexuality.org am häufigsten gestellt wird. Die Antwort von AVEN: Asexuell ist eine persönliche Kategorie, und man ist es, wenn man sich selbst so sieht. Es gibt eine Vielfalt von Varianten, asexuelle Erfahrungen werden aber in Bezug auf drei Faktoren betrachtet: Anziehung, Erregung, Beziehungen. Auf AVEN werden vier Typen von Asexuellen beschrieben:

Typ A: Das sind Menschen, die einen sexuellen Trieb verspüren, sich aber sexuell nicht angezogen fühlen. Ihr Sexualtrieb ist ruhend. AVEN vergleicht diese Art von asexuellem Dasein so: "Vielleicht fühlt sich Sex gut an, vielleicht fühlt es sich auch gut an, Heroin zu spritzen, aber im Moment habe ich bessere Sachen im Leben zu tun."

Typ B: Menschen, die sich von anderen Menschen angezogen fühlen, aber keinen Sexualtrieb verspüren. Die Anziehung ist weniger auf Sexualität als auf emotionale Intimität bezogen. Der AVEN-Vergleich: "Ich liebe dich, aber warum um alles in der Welt würden wir Sex machen wollen?"

Typ C: Menschen, für die sich Sex auf biologischer Ebene gut anfühlt und die auch emotionale Anziehungskraft verspüren, aber trotzdem keinen Sex haben wollen, weil sie beide Emotionen nicht miteinander verbinden.

Typ D: Menschen, die weder einen sexuellen Trieb noch eine emotionale Anziehung, durchaus aber "Interesse" für andere verspüren. Für sie ist Sexualität unangenehm. (pok/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19./20. 11. 2005)