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Foto: AP/RONALD ZAK
Wien - Am Tag nach der Aufsehen erregenden Rücktrittserklärung von Bawag-Vorstandschef Johann Zwettler, der mit 64 Jahren Ende des heurigen Jahres zweieinhalb Jahre vor Ablauf seines Vertrags geht, sind die Nachfolge-Spekulationen voll entbrannt. In weniger als sechs Wochen muss in der Gewerkschaftsbank eine neue Vorstandsspitze installiert sein.

Durchwegs wird sowohl in Aufsichtsratskreisen als auch in Finanzkreisen eine Nachbesetzung von außen erwartet. "An und für sich nicht" geplant sei eine hausinterne Nachfolgeregelung. "Was in der Bawag jetzt zu tun ist, muss ein Externer anpacken", hieß es heute, Freitag, zur APA. Ob es "ein Mann fürs Grobe" würde, der allenfalls im Duo arbeitsteilig mit einem Marketingmann arbeite, oder ob eine prominente Nachfolge aus der Finanzwelt für frischen Wind in der Gewerkschaftsbank sorgt, sei offen.

Möglicherweise, so heißt es, fallen bereits am kommenden Dienstag in einer Sitzung des Fraktionspräsidiums im ÖGB erste Namen. Auch in der nächsten tourlichen Aufsichtsratssitzung am 24. November könnte der eine oder andere Kandidat genannt werden, freilich unverbindlich. Denn von Beschlüssen sei man meilenweit entfernt. "Noch stehen die meisten unter dem Schock des gestrigen Zwettler-Rücktritts", wie verlautet.

Respekt für Zwettlers Schritt

Zwettlers Schritt wird überwiegend Respekt gezollt. Damit bringe er die Bank in ein ruhigeres Fahrwasser. Die Meinungen im Aufsichtsrat, das ausgerechnet der Boss geht, sind aber geteilt. Kritik von außen regt sich weiter am Krisenmanagement der Bank. Vor allem weil keinerlei Schuldfragen in der Kreditcausa geklärt seien.

Frühe Spekulationen, wonach die jetzige EZB-Direktorin Gertrude Tumpel-Gugerell in die Fußstapfen von Zwettler treten könnte, wurden von ihrem Büro in Frankfurt bereits früh und vehement zurück gewiesen.

Als ein "Reservoir" für die Bawag gilt in der Branche die Bank Austria Creditanstalt (BA-CA), die seit Freitag italienisch, ist. "Eine Nachbesetzung aus diesem Umfeld ist durchaus möglich", meinte ein Bawag-Aufsichtsrat

Eine Rückkehr in einen Bank-Vorstand wird für Johann Kernbauer für denkbar gehalten, derzeit Vorstand der BA-CA-Fondsgesellshaft Capital Invest. Kernbauer war schon einmal Vorstand der Girozentrale.

Auch ehemalige "Bank Austrianer", darunter der als harter Reformer bekannte Ex-BA-CA-Personalvorstand Wolfgang Haller wurden bereits genannt, ebenso der Bankbeteiligungs- und Stiftungs-Experte Friedrich Kadrnoska. Franz Zwickl zieht seit seinem Ausscheiden aus dem BA-CA-Vorstand zwar weiter Fäden im Bank- und banknahen Business, an die Spitze der BAWAG soll es ihn aber weniger ziehen.

Dem Vernehmen nach könnte auch Kontrollbank-Chef Rudolf Scholten für einen Bawag-Spitzenjob umworben werden.

Wenn 2008 durch Vertragsabläufe weitere Vorstandsneubestzungen in der Gewerkschaftsbank nötig werden, werden für eine Rochade sogar Namen wie jener des jetzigen Bank Austria-Chefs Erich Hampel genannt. Für den Fall, dass er in seinem Reich in der UniCredit-Gruppe zu wenig Herausforderung sieht.

Änderungen im Aufsichtsrat

Über kurz oder lang dürften, so heißt es, auch im Aufsichtsrat der Bawag Änderungen anstehen. Sollten auch hier ausgewiesene Bankexperten neu einziehen, wird dafür bereits der Name Josef Taus genannt.

Nur wenige in der Branche sehen im Vorstand angesichts der organisatorischen Aufräum- und Umbauarbeiten jetzt einen internen Nachfolger für den scheidenden Bank-Boss Zwettler, auch nicht aus dem Kreis der sieben übrigen Bawag P.S.K.-Vorstände. Wenngleich einige gern dem Privatkundenvorstand Herbert Legradi einen Karrieresprung zuschreiben würden. Keine Aussichten auf den "General" dürfte Vize-Chef Stephan Koren haben. Im Aufsichtsrat sei bereits am Donnerstag gerklärt worden, dass dafür "niemand" stimmen werde, heißt es. (APA)