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Generaldirektor Johann Zwettler übernimmt die Verantwortung für die Kredit-Affäre.

Foto: AP/Zak
Wien - Bawag-P.S.K.-Generaldirektor Johann Zwettler (64) hat am Donnerstagabend die Verantwortung für die Refco-Kreditaffäre übernommen. In einer Sondersitzung des Aufsichtsrates hat er seinen Entschluss bekannt gegeben, per 31. Dezember 2005 sein Vorstandsmandat unwiderruflich zurückzulegen.

Dies gab Zwettler nach einer knapp vierstündigen Aufsichtsratssitzung der Gewerkschaftsbank in Wien vor Journalisten bekannt. Zwettler begründete seinen Schritt damit, seine Bank aus dem "Trommelfeuer" herauszubekommen, in die sie in der Causa Refco hineingezogen worden sei. Nachdrücklich hielt er fest, dass diese seine Entscheidung absolut kein Schuldeinbekenntnis sei.

Es läge keine Gesetzesverletzung und auch keine Verletzung der Sorgfaltspflicht vor. Dies habe ein Prüfbericht der Finanzaufsicht belegt.

Aufsichtsratschef Günter Weninger zeigte sich sehr betroffen. Hätte Zwettler seinen Rücktritt nur angeboten, wäre er vom Gremium nicht angenommen worden. So aber stehe der Entschluss fest, bedauerte Weninger.

64-jähriges BAWAG-"Urgestein"

Zwettler, ist seit dem Frühjahr 2003 an der Spitze der Gewerkschaftsbank. Wie bereits sein Vorgänger Helmut Elsner (70) hat Zwettler nach seinem Eintritt in die Gewerkschaftsbank Mitte der 60er Jahre als Bawag-"Urgestein" praktisch sein gesamtes Berufsleben in dieser Bank verbracht. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger sei er ein "Zahlenmensch", Elsner ein "Kundenmensch", sagte Zwettler in einem Magazin-Interview über sich selbst. Zwettler kam von der Revision, gilt schon seit Jahren als die "graue Eminenz in der roten Gewerkschaftsbank".

Der in Wien als Sohn eines Postbeamten geborene Generaldirektor wurde 2002 vom Präsidium des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB), dem Alleineigentümer BAWAG P.S.K.-Gruppe, einstimmig zum Nachfolger des in den Ruhestand tretenden Elsner designiert. Es werde damit einmal mehr die Linie fortgeführt, entscheidende Positionen "aus dem Haus heraus" nachzubesetzen, so der ÖGB damals.

Welthandelsabsolvent

Zwettler schloss 1964 sein Studium an der Hochschule für Welthandel in Wien in den Spezialfächern Revision- und Treuhandwesen ab. 1965 und 1966 war er im Rechnungswesen in der Industrie tätig. 1966 ist der Vater eines Sohnes in die BAWAG eingetreten, wo er als versierter Kredit-, Revisions-, Beteiligungs- und Bilanzexperte seit 1995 im Vorstand sitzt. Bis zum Erwerb der P.S.K. im Jahr 2000 war Zwettler auch für die Bundesländer Niederösterreich und Oberösterreich sowie für die Betreuung des Sozialversicherungssektors zuständig.

Zwettler gilt als hervorragender und exzellent vernetzter Finanzmann. Schon bei den großen Brocken vor Refco - Karibik-Geschäfte, Konsum-Ausgleich - zog er leise die Fäden in großen Kreditfragen. "Bescheidenheit und Zurückhaltung" sind Eigenschaften, die ihm Vorstandskollegen in- und außerhalb des Hauses bescheinigen, allerdings sitze er auch an wichtigen Hebeln der wirtschaftlichen Macht.

War der Erwerb der Österreichischen Postsparkasse (P.S.K.) im Sommer 2000 um 17,8 Mrd. S (1,3 Mrd. Euro) von der staatlichen ÖIAG der größte Coup seines Vorgängers, stellte für Zwettler der Ausbau des Ostgeschäftes zumindest bisher das wichtigste Thema dar. (APA)