Innsbruck - "Wie es aussieht, beißen beim Brandfall Tiroler Loden tatsächlich den Letzten die Hunde", sagt der Verteidiger. Für "den Letzten" im spektakulären Justizfall, in dem die anderen Verfahren eingestellt sind, plädiert er in der Berufung für Strafminderung: Sein geständiger Mandant habe einen Privatkonkurs eröffnet, einen guten Job, eine neue Freundin, zahle Unterhalt, ist auf Entzug. "Geben Sie mir die Chance zu zeigen, dass ich mein Leben geändert habe", bittet dieser.

Aber der Senat am Oberlandesgericht Innsbruck erhöht die Strafe - und bezeichnet sie als "mild". "Es mag für Sie zynisch klingen", sagt die Richterin: "Aber der Strafrahmen für schwere Verleumdung liegt bei fünf Jahren. Und die Hälfte hätten sie sicher erhalten, wenn da nicht die mildernden Umstände wären." Der Angeklagte muss 20 Monate in Haft, vier Monate länger als vor der Berufung.

Zwei Jahre nach dem Großbrand bei der Produktionsstätte der Tiroler Loden im Juni 2001 (Schaden: 40 Millionen Euro) hatte der Elektroinstallateur sich selbst fälschlich der Brandstiftung bezichtigt und einen Bekannten von Firmenchef Andreas Gebauer als Mittäter. Gebauer wurde in U-Haft genommen, der Elektriker nie. Ein halbes Jahr später widerrief er sein Geständnis. Er habe damals, "schwer drogensüchtig", unter Druck von BKA-Beamten gehandelt, sagt er. Als Brandursache gilt heute, nach drei widersprüchlichen Brandgutachten, ein elektrischer Defekt. (bs, DER STANDARD - Printausgabe, 18. November 2005)