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Sogar US-Vizepräsident Cheney wird als "Deep Throat Junior" genannt.

Foto: REUTERS/Jason Reed
Der Vergleich von "Plamegate" mit dem "Watergate"- Skandal scheint nun mehr denn je auf der Hand zu liegen, mit Bob Woodward, dem Star-Reporter der Washington Post, der vor mehr als 30 Jahren wesentlich zum Sturz von Richard Nixon beitrug, gibt es sogar eine Verbindungsperson. Woodward hatte Montag unter Eid vor Sonderermittler Patrick Fitzgerald ausgesagt, er habe den Namen der CIA-Agentin Valerie Plame von einem bisher ungenannten "hochrangigen Regierungsmitglied" bereits einen Monat vor dem Zeitpunkt erfahren, an dem sie durch den rechtslastigen Kolumnisten Bob Novak aus Rache öffentlich enttarnt wurde. Woodward erklärte jedoch, er habe von seiner Quelle keine Erlaubnis erhalten, dessen Namen preiszugeben.

Seitdem kocht die Washingtoner Gerüchteküche über. Und US-Präsident George W. Bush gerät immer mehr in Bedrängnis: Die neueste PR-Offensive zur Rechtfertigung des Irakkrieges versandet. Seine Umfragewerte im Keller. Für seine Nominierungen zum Höchstgericht findet er im Kongress nur schwer Mehrheiten. Und nun eben Plamegate, das seine Regierungsmannschaft empfindlich zu dezimieren droht.

Der Exstabschefs von Vizepräsident Dick Cheney, Lewis "Scooter" Libby, ist in der Sache wegen Meineids und falscher Zeugenaussage bereits angeklagt. In Washington rätselt man nun, um wen es sich wohl bei dem als "Deep Throat Junior" bezeichneten Woodward-Informanten handeln könnte. Verschwörungstheoretiker tippen sogar auf Cheney selbst.

Bob Woodward hat sich indes bei seinem Chefredakteur in der Washington Post dafür entschuldigt, dass er ihn nicht rechtzeitig informiert habe. Für ihn könnte dies ein empfindlicher Einschnitt in seiner langen Karriere sein. In letzter Zeit wurden immer mehr Stimmen laut, die ihn als "Wasserträger" für die Bush- Regierung bezeichneten und es wird sogar vermutet, dass Woodward Teil einer von Cheney gelenkten Strategie sei, Libby zu entlasten.

"Unehrlicher Angriff"

Cheney seinerseits scheint das nicht sonderlich zu berühren: Er erklärte, die Anschuldigung der Demokraten, die Regierung habe Geheimdienstberichte vor dem Irakkrieg manipuliert, sei "eine der unehrlichsten und verwerflichsten Angriffe, die man je in dieser Stadt gehört hat".

Cheney ging allerdings nicht auf die erst am Dienstag mit überwältigender Mehrheit verabschiedete Resolution des Senats ein, in der Bush aufgefordert wird, regelmäßige Berichte über Fortschritte im Irak abzugeben. Damit scheuen nun auch Republikaner nicht davor zurück, sich von der Irakpolitik Bushs zu distanzieren. Bereits ein Jahr vor den nächsten "mid-term"- Wahlen versuchen republikanische Senatoren und Kongressabgeordnete mit Blick auf dessen Umfragewerte, die Distanz zu Bush deutlich zu vergrößern. (DER STANDARD, Printausgabe, 18.11.2005)