Foto: ATVplus

Stripperinnen und Stripper aus einem Wiener Innenstadtlokal erzählen von den Vorzügen ihres Jobs. Ein Taxifahrer erklärt, dass er seine Arbeit nicht als Arbeit sieht, auch sagt er, redet er gern. Ein Szenefotograf führt zu den Orten seiner Tätigkeit, er lichtet bevorzugt Frauen ab. Eine Prostituierte macht Werbung für ihr Etablissement. Blumenhändler und Lebensmittelkontrollore erklären in Markthallen, was sie tun. Eine Studentin im Kasino, sie lernt zu spielen, sagt, sie sei risikofreudig. Der Verkäufer eines Würstelstands zählt auf, was er verkauft, seine Kunde reflektieren über die Vorzüge des Erworbenen. Menschen am Flohmarkt sprechen schließlich über ihre Geschäftspraktiken.

Farbloses Wien, denkt man sich, sieht man die Aneinanderreihung von Boulevard-Miniaturen, die ATV + als "Die Reportage - Wien bei Nacht" verkauft. "Infotainment" heißt auch hier kommentierende Phrasendrescherei, die Bilder möglichst nackter Menschen bei der Verrichtung ihres Alltags begleitet.

Vielleicht ist es die Verneinung des eigenen Lebens, wenn man die Außenwelt lieber am Bildschirm betrachtet. Vielleicht beobachtet man auch das Leben anderer, um der eigenen Isolation zu entgehen. Alles Gründe, sich selbst ins Nachtleben zu stürzen.

Weitere Erkenntnisse aus der Sendung, also das schmale "Info" am "Infotainment": Die Wiener Stadtbahnbögen wurden von Otto Wagner gebaut, und seit 1972 gibt es den Inzersdorfer Großmarkt, zuvor wurden die Waren auf dem Naschmarkt verkauft. Na ja. (pum/DER STANDARD, Printausgabe, 17.11.2005)