Mit Kurt Falk starb Österreichs wahrscheinlich reichster Verleger. Noch vor wenigen Monaten suchte er nach Informationen des STANDARD nach Menschen, die die "Woche" nach seinem Tod weiterführen. Das Blatt gehört Sohn Noah und Falks langjähriger Mitarbeiterin.

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Peter Bartels, heute Chef der Neuen Revue, verdankt Österreich Schlagzeilen wie "Schweinchen Babe ist tot – sie haben Schnitzel draus gemacht!"

"Ein sehr journalistisch denkender Verleger"

Als Kurzzeitchefredakteur von "täglich Alles" wohnte der Deutsche in der Arche Noah, Falks Floridsdorfer Druckzentrum. Wie erlebte er Kurt Falk, der nun wie berichtet knapp vor seinem 72. Geburtstag an Krebs gestorben ist? "Er war ein sehr journalistisch denkender Verleger." Zeit seines Medienlebens wollte Falk mit der "Ganzen Woche" und "täglich Alles" seinem ehemaligen "Krone"-Partner Hans Dichand beweisen, dass er auch journalistisch der bessere Medienmacher ist. Sein Handicap für Bartels: "Von allem etwas zu viel." "Von der Leidenschaft", aber auch "vom Misstrauen."

"An der Menschheit gescheitert"

Anni Fuchs, heute in der Ernst Fuchs Stiftung, kam als Sekretärin im Herbst 1984 zur "Ganzen Woche", die Falk ab Februar 1985 praktisch aus dem Stand zum – bis heute – auflagenstärksten österreichischen Wochentitel machte. Fuchs blieb für Falks Personalfluktuation beeindruckende 15 Jahre seine Sekretärin. Falks Misstrauen führt sie auf menschliche Enttäuschung zurück, auch von Mitarbeitern. "An der Menschheit gescheitert" sei er, sagt sie.

Rasend ungeduldig hat sie ihn natürlich erlebt, tobsüchtig geradezu. Falk arbeitete für fünf, also erwartete er von seinen Mitarbeitern Einsatz für zwei. Er entlohnte dafür aber auch "großzügigst". Nicht nur Kolumnist Gerd Leitgeb, dem er den Weg von zu Hause in die Redaktion "mit Tausendern pflastern" wollte.

"Nie verhandelt"

Länger als Fuchs begleitete Falk beruflich wohl nur Elisabeth Kerschbaumer. Die Steirerin war schon vor der "Ganzen Woche" seine persönliche Mitarbeiterin. Ihr hat er um den Jahreswechsel 2000/01 ein Prozent an seinem Wochenblatt vermacht, sie führt dort seither die Geschäfte.

99 Prozent gehören Falks älterem Sohn Rudolf Noah, heute 34. Seit Jahren schon liefert er der "Woche" mit einer eigenen Firma ihren Rätselteil zu. Am "verlegerischen Katzentisch" erlebte ihn Chefredakteur Bartels, wo Noah sich vor allem um die Technik der Tageszeitung gekümmert habe. Auch die Druckerei in Floridsdorf gehört ihm schon.

Noahs zwei Jahre jüngerer Bruder Samuel studierte Informatik, interessierte sich offenbar nicht für die Blätter.

Die Söhne und Gattin Helga erben ein eindrucksvolles Vermögen aus Falks langjährigen "Krone"-Gewinnen, aus dem Verkauf von 50 Prozent am Kleinformat 1987 an die WAZ (160 Millionen Euro), und was das sparsame Finanzgenie daraus machte. Minus viele Millionen Euro, die ihn das Zeitungsabenteuer "täglich Alles" gekostet hat.

"trend": Vermögen von 622 Millionen Euro

Der "trend" taxierte Falks – in Stiftungen geparktes – Vermögen 2004 mit 622 Millionen Euro. Hier gelang dem manisch-genialischen Medienmacher, was ihm nach Reichweiten und Auflagen verwehrt blieb: Hans Dichand, mit dem er ab 1959 unerreichte Lesermassen zur "Krone" trieb, rangiert mit 518 Millionen vier Plätze hinter ihm.

Nachfolger gesucht

Die Mitarbeiter der "Woche" wollen weitermachen, doch Falk selbst glaubte offenbar nicht ganz an die verlegerischen und blattmacherischen Fähigkeiten seiner Sprösslinge. Er sprach über Verkauf, suchte potenzielle Nachfolger.

Vergangenen Winter etwa soll Falk Andreas Unterberger die redaktionelle und verlegerische Führung seines Blattes angeboten haben. Damals hatte die Styria Unterberger gerade als "Presse"-Chefredakteur abgesetzt. Offenbar lehnte er ab: Heute leitet Unterberger die "Wiener Zeitung". Für den STANDARD war Unterberger unerreichbar wie Kerschbaumer und Noah Falk.

Styria-Chef Horst Pirker interessierte sich 2000 ernsthaft für "täglich Alles". Redete er mit Falk über die Woche, die immerhin 340.000 Stück verkauft und deren Umsatz 2003 Falk mit 19,4 Millionen Euro bezifferte? "Wir haben mit Herrn Falk nie verhandelt. Jetzt, angesichts des 'offenen Grabes' von Herrn Falk, über ein Interesse an seinem Nachlass zu bekunden, fände ich pietätlos." (Harald Fidler/DER STANDARD, Printausgabe, 17.11.2005)