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Foto: AP/EVERETT KENNEDY BROWN
Der Triumph des japanischen Ministerpräsidenten Junichiro Koizumi, der sich mit dem alten Establishment seiner Partei bei der Parlamentswahl angelegt hatte, war vielleicht der augenfälligste Beweis dafür, dass sich im Land der aufgehenden Sonne einiges geändert hat.

Die erstarrten Unternehmensstrukturen mit ihren finanziellen Verflechtungen, die zu einer gewaltigen Finanzkrise geführt hatten, sind weit gehend verschwunden, die "faulen Kredite" der Banken größtenteils bereinigt, die "Zombies" (schwer verschuldete Unternehmen und Banken mit fauligem Kredit-Portfolio) entweder liquidiert oder zu gesundem Leben kuriert.

Gut aufgestellt

"Japan ist wieder da - als Volkswirtschaft mit hohem Wachstum", sagte Jesper Kroll, Chef-Ökonom von Merrill Lynch Tokio. Er erwartet für die nächsten fünf bis zehn Jahre ein jährliches Wirtschaftswachstum von etwa 2,5 Prozent.

Die Gewinne der börsennotierten Firmen würden bereits jetzt rund 40 Prozent über den Zahlen von 1990 liegen, als die Wirtschaftsblase ihren Höhepunkt erreichte. Die Aktienkurse, gemessen am Nikkei-225-Index, liegen aber noch immer 60 Prozent unter den damaligen, freilich weit übertriebenen Werten. Und das bei wesentlich gesünderen Bilanzzahlen, guter Kapazitätsauslastung, einem beginnenden Investitionsboom und vorsichtig wachsender Konsumnachfrage.

Spürbarer Trend

Der Produktivitätszuwachs, in den vergangenen 15 Jahren bei durchschnittlich 1,5 Prozent, sollte sich laut Kroll in den nächsten fünf bis zehn Jahren auf 2,8 Prozent beinahe verdoppeln. An der Börse war in den vergangenen Monaten die positive Tendenz bereits deutlich spürbar.

Und die Prognosen liegen noch wesentlich höher. "Die Japaner haben ihre Hausaufgaben gemacht", sagt auch Karl Pilny, der mehrere Jahre als Wirtschaftsanwalt in Japan tätig war und das Buch "Das asiatische Jahrhundert" verfasst hat. Er sieht das Kursziel für den Nikkei-Index, der vor Kurzem nach Jahren wieder die 14.000-Grenze durchbrach, bei 20.000 bis 25.000 Punkten in vier bis sechs Jahren.

Investmentfonds-Manager hätten die Chance erkannt. 54 Prozent übergewichten nach jüngster Umfrage Japan bereits in ihren Beständen. Und auch die Japaner selbst haben wieder Vertrauen in die heimische Börse gefasst, wie jüngste Daten (höchster Marktanteil der Retail-Kunden seit 21 Jahren) zeigen.

Interessante Möglichkeiten

Neben der Investition in Japan-Aktien bzw. Japan-Fonds gibt es für den Anleger weitere interessante Möglichkeiten, in Tokio mit dabei zu sein. Es bieten sich Index-Zertifikate auf den Nikkei 225 oder den Topix an.

  • Zum Beispiel das x-pert-Zertifikat der Deutschen Bank auf den Topix, das allerdings den japanischen Yen als Bezugswährung hat und nicht währungsgesichert ist - was bei einer Abschwächung des Yen gegenüber dem Euro ein Nachteil wäre.

  • Interessant sei auch das auf Euro lautende Quanto-Zertifikat der ABN mit Währungssicherung. Auch für den Nikkei 225 haben verschiedene Banken Index-Zertifikate auf den Markt gebracht.

  • Für risikofreudigere Investoren gibt es Hebel-Zertifikate, bei denen auf eine Indexbasis aufgesetzt wird. Bei steigenden Kursen hat man eine prozentuell höhere Partizipation. Bei Rückschlägen besteht die Gefahr des Rückkaufs ("Knockout"), wobei die Schwelle meist etwa drei Prozent über der Indexbasis liegt. Die deutsche Commerzbank bietet eine breite Palette dieser Hebel-Zertifikate mit Währungssicherung.

  • Wer einen vorzeitigen Knockout vermeiden will und bereit ist, ein Aufgeld zu zahlen, für den kommen Optionsscheine auf die beiden Indizes infrage. Aber Vorsicht: Risiko ist vorhanden. Experte Pilny nennt den wieder aufkeimenden Nationalismus (Konflikt mit den Nachbarstaaten) und die gewaltigen Staatsschulden (160 Prozent des BIP). Seine Einschätzung: 70 Prozent Chance bei 30 Prozent Risiko.

  • Dementsprechend hat Sal. Oppenheim ein "Twin-Win-Zertifikat" entwickelt, das nach oben Gewinne mit dem Faktor 1,33 hebelt, nach unten bis zu einem Indexverlust von 30 Prozent (entspricht etwa einem Indexstand von 9800 Punkten) nicht nur abgesichert ist, sondern eine Prämie von 20 Prozent bietet.

  • Eine andere Variante bietet das Protect-Outperformance- Zertifikat des gleichen Emittenten, das bei einer Laufzeit bis 2011 Indexgewinne über der Basis 13.392 mit dem Faktor 1,53 hebelt, solange das Protect-Niveau 9375 nicht unterschritten wird.

  • Ähnlich das währungsgesicherte Nikkei-Bonus-Zertifikat der RCB: Basis 13.400, Barriere 9648, Mindestrückzahlung 150 Prozent, sofern die Barriere während der sechsjährigen Laufzeit nicht unterschritten wird. (Nikolaus Dolenz, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.11.2005)