Sponring wurde wie Scheiber bereits erfolgreich operiert. Die beiden 22-jährigen Riesentalente hatten schon vor zwei Jahren - allerdings jeweils am anderen Knie - ähnliche Verletzungen erlitten. Sponring bekam am Dienstag in Innsbruck eine Ersatzplastik eingesetzt, will aber wie Scheiber wieder durchstarten. Die Tirolerin, die mit 17 Jahren in St. Anton Kombi-Silber gewonnen hat, gilt wie ihr engerer Landsmann als große ÖSV-Hoffnung. Wie bei Scheiber, dem auch Teamkollege Hermann Maier für die kommende Saison den ganz großen Durchbruch prophezeit hatte (überlegene Bestzeiten im Söldener Super-G-Training), haben Verletzungen aber immer wieder für Rückschläge gesorgt.
Fünf bis sechs Monate Pause
Beide müssen nun erneut rund fünf bis sechs Monate pausieren und verpassen damit den Olympia-Winter. "Es sind Momente, in denen du am liebsten alles hinhauen möchtest", litt Sponrings Slalomtrainer Bernd Brunner mit seinem dauerverletzten Schützling. Auch Brunner machen die ähnlich gelagerten Verletzungsabläufe nachdenklich. "Vor fünf, sechs Jahren war klar, dass viele muskulär noch nicht so weit sind. Heute trifft es die, die von der Bandstruktur her sowieso anfällig sind, aber auch Läufer, die sehr gut in Form sind."
Der alpine Skirennsport hat sich in den vergangenen Jahren vor allem im Materialbereich (Ski, Bindungs-Platten, Schuhe) extrem weiter entwickelt. Die Läufer haben muskulär und athletisch nun aber aufgeschlossen und genau da - und weniger beim Material - ortet auch Damenchef Herbert Mandl die Ursachen für die vielen Kreuzbandrisse. Mandl: "Bei den Taillierungen ist man vielfach sogar wieder unter der Norm, weil es nichts bringt."
Probleme mit den Bändern
Fakt ist, dass die Kurvengeschwindigkeiten im Skirennsport immer höher werden. "Jetzt", so Mandl, "können die Läufer auf Grund ihrer Athletik diese Geschwindigkeiten aber auch fahren. Muskeln sind trainierbar, der Bandapparat in diesem Ausmaß aber nicht." Hier könne man am ehesten im koordinativen Bereich helfend anzusetzen. Mandl: "Die Verletzungen passieren meist, wenn der Läufer relativ locker unterwegs ist und der Ski dann abrupt greift."
Aggressiver Schnee
Die Entwicklung scheint vor allem in Kombination mit den Kunstschnee-Pisten an die Grenzen des menschlichen Körpers zu stoßen. Das ist auch Brunner bewusst: "Die Läufer haben an sich das Material besser im Griff als früher. Aber es schneit immer weniger und wir haben viel öfter trockenen, alten Schnee oder eben Kunstschnee. Auf diesen dichten, aggressiven Schneemassen greifen die Ski viel extremer und oft unerwarteter. Wenn da die Muskel eine Hundertstel nicht optimal angespannt sind, passieren im Grenzbereich selbst den besten Läufern unvorhergesehene Dinge."
Was also tun, nachdem die Normierung der Ski-Taillierungen keinen Bremseffekt hat, weil die Firmen die reinrassigen Sportgeräte nun eben beim Aufbau ausreizen? Und damit den Grenzbereich immer kleiner werden lassen. Brunner: "Die Abstimmung wird immer feiner und extremer. Vielleicht könnte man die Kanten verbreitern."
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