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Bawag-Generaldirektor Johann Zwettler wird im Falle seines Rücktritts mehr als eine Träne vergießen.

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Neben dem Zwettler sollen auch seine Vorstandskollegen Christian Büttner und ...

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... Peter Nakowitz das Unternehmen verlassen.

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Auch Aufsichtsrats­vorsitzender Günter Weninger könnte seinen Hut nehmen müssen.

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Wien - Der Donnerstag dürfte für den Vorstand der Bawag P.S.K. zum Schicksalstag werden. Um 16 Uhr tritt der Aufsichtsrat der Gewerkschaftsbank zusammen. Er berät über die Folgen des Prüfberichts der Finanzmarktaufsicht FMA und der Notenbanker: Sie haben den 425 Mio. Euro schweren Kredit unter die Lupe genommen, den die Bawag P.S.K. unter Johann Zwettler an das US-Investmenthaus Refco bzw. dessen Ex-Chef, Phillip Bennett, vergeben hat.

Refco ist inzwischen insolvent, Bennett wegen Betrugsverdachts angeklagt. Was am Mittwoch gerüchtehalber zu hören war: Der Druck zurückzutreten steigt für Zwettler und seine Vorstandskollegen Christian Büttner und Peter Nakowitz. Tun sie es nicht, so setzt die FMA ihr Verfahren fort und könnte dabei möglicherweise auf weitere, freilich viel kleinere, Sorgenkredite stoßen, die mit Refco in Zusammenhang stehen. Und auf alte Bekannte.

Kredite für Mauritius

Denn wie der STANDARD aus US-Kreisen hörte, hat die Bank zu Beginn des Vorjahres Finanzierungen von 14,3 Mio. Schweizer Franken (rund 9,3 Mio. Euro) an eine Unternehmensgruppe vergeben, deren Wohl und Wehe derzeit allein von Refco abhängt. Konkret geht es um die in Mauritius beheimatete Wealth Management Group, die 2004 nur wegen eines Ergebnisbeitrages von Refco positiv bilanzieren konnte. Refco ist insolvent, fällt derzeit als Geschäftspartner daher aus.

Zum komplizierten Firmengeflecht gehört auch die W.P.M. mit Sitz in Luxemburg. Zu deren "Schlüsselteam" wiederum zählen, laut Unternehmens-Website, Thomas Hackl und Ivo Bartoletti. Hackl war Chef des Bawag-Treasury und von Mai 2002 bis November 2004 Leiter der Vermögensverwaltung bei Refco, an der die Bawag damals zehn Prozent hielt. Ende 2004 übersiedelte er nach Genf, zur im Juli 2004 gegründeten W.P.M. bzw. zu deren Töchtern, der Vermögensanlagegesellschaften Acies Asset Management und Renalco.

Hackl soll es auch gewesen sein, der dem Bawag-Vorstand den eiligen Kreditwunsch Bennetts telefonisch angekündigt hat. Hackl am 25. Oktober zum STANDARD: "Ich habe keine geschäftlichen Verbindungen zur Bawag." Interesse am Überleben von Refco dürfte er sehr wohl gehabt haben. Denn die Gewerkschaftsbank hat geschäftliche Verbindungen - jedenfalls zur Benstar Int. AG in Liechtenstein und zu panamesischen Arwen Foundation, die sozusagen die "Urgroßmütter" der operativen Anlagegesellschaften Acies und Renalco sind.

Firmengeflechte

Die Benstar hatte am 25. Oktober 2005 Schulden von rund vier Mio. Euro bei der Bawag, Arwen von 2,5 Mio. Diese Kredite wurden mit Auflagen gewährt, darunter sind persönliche Haftungen, wobei auf jene von Hackl "verzichtet wurde", wie es heißt. Sicherheiten gibt es durch die Verpfändung von Wealth-Management- und W.P.M.-Aktien, sowie durch "Verpflichtungserklärungen" von Banker Kuno David Frick und W.P.M.-Manager Ivo Bartoletti.

Im Juni 2006 soll die nächste Kredit-Tranche ausgezahlt werden, weswegen sich der Bawag-Vorstand mit der Sache wohl noch beschäftigen wird.

Neben Benstar und Arwen sind auch Phillip Bennetts Refco Group Holdings Inc, (25 Prozent) und die Liechtensteinische Bank Frick & Co. AG (fünf Prozent) an der Wealth Management Group beteiligt. An der Privatbank Frick hält wiederum die Bawag P.S.K. 26 Prozent, Refco war zuletzt mit vier Prozent dabei.

Um den komplizierten Kreis zu schließen: Der Wealth-Management-Tochter W.P.M. gehören unter anderem eben die Vermögensverwaltungsgesellschaften Acies und Renalco. Hackl ist, so sagte er am Mittwoch zum STANDARD, "bei Acies angestellt und nicht beteiligt". Persönlich gehaftet habe er "für einen Kredit noch nie" und "eine geschäftliche Beziehung zwischen Bawag und W.P.M. gibt es auch nicht".

"Für die Aktionäre kann ich nicht sprechen"

Hackl zu Fragen nach Benstar und Arwen: "Unsere Aktionärsstruktur veröffentlichen wir nicht, für die Aktionäre kann ich nicht sprechen." Das Problem hinter all dem: Die W.P.M. hat ihre Vermögensverwaltungsgesellschaften, die viel Geschäft über Refco gemacht haben, 2004 um rund 26 Mio. Franken (rund 17 Mio. Euro) gekauft. Wie oben erwähnt hat die Wealth Management Group im Jahr 2004 aber nur deshalb positiv bilanziert (rund 1,3 Mio. Franken), weil Refco 2,4 Mio. Franken Ergebnisbeitrag abgeliefert hat.

Nun, nach der Pleite des US-Brokers ziehen daher Wolken auf: Kundengelder und eigene Veranlagungen der Asset-Management-Gesellschaften seien "blockiert, maßgebliche Mittelabflüsse nicht ausgeschlossen", heißt es. Ob die Bawag daher auch die nächste Tranche des Kredits noch auszahlen wird, ist ungewiss.

Viele Klagen

Die Bawag hat dem Vernehmen nach Mittwoch ihre Klagen gegen Phillip Bennett und andere Manager in der Causa Refco in New York eingebracht. Zudem dürften sich die Wiener Banker auf Sammelklagen aus den USA einstellen.

Diese, so wird in Wien argumentiert, würden in den USA in jedem ähnlichen Fall eingebracht. Voraussetzung wäre jedoch ein entsprechender Beschluss der Behörden sowie die Zulassung solcher Klagen an den US-Gerichten. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.11.2005)