Wirtschaftszeitung "La Tribune" (Paris):

"Einen Weltgipfel der Information ausgerechnet in Tunis zu organisieren ist schon ein starkes Stück. Die Angriffe auf französische und belgische Journalisten in der tunesischen Hauptstadt sind Zeichen unerträglicher Zustände in einem Land, wo das Informationsrecht missachtet wird. Dies gibt dieser Versammlung den Anschein einer Maskerade. Diesen Eindruck gewinnt man auf jeden Fall, wenn man das Spiel zwischen den großen Akteuren beobachtet, die von den UN eingeladen wurden. Auf der einen Seite stehen die Amerikaner mit ihrem Anspruch der Kontrolle des Internets und auf der anderen Seite die anderen mit einer Fülle guter Absichten zur Überwindung der so genannten Kluft im Netz."

"Dernières Nouvelles d'Alsace" (Straßburg):

"Das Internet ist ein Geschenk Amerikas an die Welt und Europa meldet sich etwas spät zu Wort. Gewiss ist es kein selbstloses Geschenk, denn das weltweite Netz gehört zu den Pfeilern der neuen Wirtschaft, das Milliarden Dollar Gewinne bringt, abgesehen von der damit zusammenhängenden Produktion von Computern, Software und Modems. Dieser Reichtum ist zum größten Teil in amerikanischer Hand. Warum? Die Freiheit des Internets ist vom Konzept her uneuropäisch. Eine Dienstleistung für alle, ohne Verwaltung und Steuerpflicht, erscheint auf dieser Seite des Atlantiks unvorstellbar. Die Europäische Union kann ihre Verspätung nur aufholen, wenn sie etwas besseres bietet, also das Satelliten-Netz Galileo, das zur Konkurrenz des GPS-Systems werden soll."

"L'Indépendant du Midi" (Perpignan):

"Was die Freiheit angeht, zeigt Tunesien denen seine dunkle Seite, die sich seit 18 Jahren gegen die Politik von Präsident Ben Ali stellen: Zeitungen wird ein Maulkorb verpasst, Oppositionelle werden ins Gefängnis geworfen und geschlagen (...), der Staat ist an der Spitze korrupt. Die Informationsgesellschaft kann sich in diesem Land wirklich nicht zuhause fühlen, wo ein französischer Journalist, der als zu neugierig gilt, verprügelt wurde. Dieser Übergriff zerstört einen Teil der glänzenden Fassade und verbietet es dem Gipfel von Tunis, (...) die Augen vor dem Dahinter zu verschließen." (APA/Reuters)