Die Bewohner des 11er Hauses: Eva Billisch, Erika Mottl, Wolfgang Böck, Wolfram Berger, Alexander Lutz, Bettina Redlich, Julia Stemberger, Johannes Silberschneider, Gabriela Benesch und Nikolaus Ofczarek.

Foto: ORF

Aufregung im Haus Nummer Elf einer Gasse irgendwo in Wien-Neubau: Familie Moser hat sich einen Fernseher zugelegt. Kein nennenswertes Ereignis im Jahr 2005, sehr wohl aber vor 50 Jahren. Und 1955 setzt auch die fünfteilige ORF-Serie "11er Haus" an, die ab 25. November in ORF ein halbes Jahrhundert Fernseh- und Sozialgeschichte zeigt. Regie führte Harald Sicheritz, das Buch stammt von Alfred Dorfer. Das Resultat schildert eher die "Biografie einer Hausgemeinschaft" als jene eines Massenmediums, so Dorfer bei der Präsentation Dienstag Abend.

Im Mittelpunkt stehen die Steiners und die Mosers, die Toperzers und die Vytlacils, die Familie Petrovic und eine WG, und als personifizierter roter Faden "Herr Fischer", dargestellt von Johannes Silberschneider. Er und Julia Stemberger in der Rolle der Christl Steiner sind die einzigen Mitglieder des hochkarätig besetzten Ensembles, die alle fünf Folgen hindurch auftreten. In weiteren Rollen sind unter anderem Wolfgang Böck, Nicholas Ofczarek, Gertraud Jesserer, Simon Schwarz, Michael Ostrowski und viele mehr zu sehen. Aus Sendeplatzgründen wurden aus den ursprünglich zehn Folgen a 25 Minuten fünf 50-minütige Teile.

Dorfer wollte aber "nicht eine Hommage an die Fernsehgeschichte" schreiben

Die Serie war einer von zwei Vorschlägen, mit denen Alfred Dorfer in der ORF-Programmdirektion vorstellig wurde - Nummer eins ist als "Dorfers Donnerstalk" schon länger zu sehen. Dorfer wollte aber zum 50-jährigen Bestehens des Fernsehens "nicht eine Hommage an die Fernsehgeschichte" zu schreiben, sagte er im Gespräch mit Journalisten. Überdies habe er versucht, allzu bekannte Archivmaterialien, die schon längst zu "kollektiven Bildern" geworden seien, zu meiden. "Es war mir wichtig, dass die Mondlandung nicht vorkommt", betonte er. Auf einen anderen Klassiker wollte der Sportfan dann doch nicht verzichten - Cordoba musste sein.

"Vom Altar bis zur Nebensächlichkeit"

Das endgültige Archiv-Auswahl traf Regisseur Sicheritz. Viel Bastelei sei da vor allem bei ganz alten Bändern nötig gewesen, berichtete er. "Viele frühe Nachrichtensendungen wurden ja gar nicht archiviert." Das Zinshaus Nummer Elf ist für ihn Knotenpunkt der Genese eines Massenmediums, das von einem kollektiven Ereignis zum alltäglichen Begleiter wurde. Oder "vom Altar bis zur Nebensächlichkeit", wie es Dorfer formuliert.

Dorfer: "Hans Moser war der Hero meiner Kindheit"

Und wie sieht es mit der ganz persönlichen Fernsehgeschichte aus? Für Dorfer hatte das Fernsehen in Kindheitstagen schlicht "Drogenfunktion", und "Hans Moser war der Hero meiner Kindheit". Sicheritz erinnert sich an die olympischen Winterspiele 1964, als die Familie ihr erstes Gerät anschaffte - und an das "Messefernsehen", wenn für den Hauptabend gedachtes Programm am Nachmittag ausgestrahlt wurde, "damit auf der Messe möglichst viele Leute Fernseher kaufen". Ein wenig anders das Verhältnis zum TV heute: Der Regisseur sieht darin "ein in seiner Mächtigkeit unterschätztes Medium". Der Kabarettist und Autor schaut zwar gerne Sport und Dokumentationen, verwendet das übrige Programm aber eher als eine "Schablone". Dorfer: "Hätte ich keine Satiresendung, würde ich mir 'Dancing Stars' nicht anschauen." (APA)