Unter dem Titel "Was können die neuen WirtschaftsakademikerInnen?" luden Kammer und WU am Dienstag zu einer Info-Veranstaltung für Personalverantwortliche. Diese dürfte auch dringend nötig sein, hat sich doch der neue akademische Grad in Österreich noch nicht voll durchgesetzt. Beunruhigendste Nachricht: Laut einer Ende 2004 vorgestellten OGM-Umfrage hat erst die Hälfte der Personalverantwortlichen von österreichischen Mittel- und Großunternehmen überhaupt schon einmal etwas von dem akademischen Grad "Bakkalaureus" gehört.
Badelt: Bakk nicht nur Zwischenstation
Wirtschaftskammer-Chef Christoph Leitl meinte, dass man nun "von einem Bildungsangebot a la Menü" Abschied nehmen müsse. Die Entwicklung gehe in Richtung von modulartigen Aus- und Weiterbildungsangeboten. WU-Rektor Christoph Badelt erwartete sich durch das Bakkalaureat kürzere Ausbildungszeiten. Die jungen Leute sollten lieber früher auf den Arbeitsmarkt gebracht werden und später dann eine Weiterbildung absolvieren. Keinesfalls dürfe das Bakkalaureat als reine Zwischenstation gesehen werden, nach der ohnehin jeder weiter studiert. Resultat wäre sonst eine Studienzeitverlängerung statt der angestrebten Verkürzung.
Unter dem Strich positiv sah Doris Kruschitz-Bestepe, Personalentwicklerin bei Kapsch, das Bakkalaureat. Es biete unter anderem eine kürzere Studiendauer, die Wirtschaft habe früher Zugriff auf die Absolventen. Ein typischer Ausbildungsweg könne dann etwa ein Bakkalaureat-Studium, gefolgt von einem Trainee- Programm in der Firma sowie dann einem Master-Studium an der Uni beinhalten. Dabei müsse aber die Universität "Beweglichkeit" bei ihren Angeboten zeigen und diese verstärkt berufsbegleitend gestalten: Den Unternehmen dürften ihre Leute während einer Weiterbildungsphase nicht ganz abhanden kommen. Nicht zuletzt führe das Kurzstudium auch zu einer Wettbewerbssteigerung unter den Absolventen, so Kruschitz-Bestepe. Dies sei ein "durchaus guter Bereinigungsprozess".