London - Die nukleare Sprengung eines auf die Erde zurasenden Asteroiden, wie im Hollywoodstreifen "Armageddon" dargestellt, bleibt vorerst Sciencefiction. Ein Raumschiff auf einem solchen Gesteinsbrocken zu landen und diesen mit dem Schub der Triebwerke aus der Bahn zu drängen, ist ebenfalls (noch) unrealistisch - der Rückstoß müsste gigantisch sein, könnte wegen der Rotation des Asteroiden nicht permanent erfolgen, abgesehen von den Risken der Landung. Also haben sich die Nasa-Forscher Edward Lu und Stanley Love eine Alternative ausgedacht, die sie in "Nature" präsentierten: einen Raumschlepper, der Gravitation statt eines Abschleppseiles benutzt, "gravitational tractor" genannt.

In einer Flugrichtung, die vom Crashkurs genügend abweicht, müsste der Schlepper in einer Distanz von der Hälfte des Asteroidendurchmessers vor dem Brocken stationär platziert werden - ohne Asteroidenkontakt, somit unbeeinflusst von der Rotation. Die Gravitationskraft, die er auf den Brocken ausübt, würde diesen mit der Zeit aus seiner ursprünglichen Bahn werfen.

Ein 20 Tonnen schwerer Schlepper, errechneten die Forscher, würde vor einem Asteroiden mit 200 Meter Durchmesser (relativ häufig) ein Jahr benötigen, um ihn abzulenken, bei schwereren Brocken dauerte es eben länger.

Der nächste Asteroid, der sich der Erde - so sich seine Bahn nicht ändert - auf nur 30.000 Kilometer annähern wird, heißt "99942 Apophis" und hat einen Durchmesser von rund 320 Metern. Er wird im Jahr 2029 erwartet. (fei/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15. 11. 2005)