Dieser Hintergrund mag einer der Gründe für gesellschaftliches und politisches Engagement seit Generationen sein. Der zeitgeschichtlich bekannteste ist wohl Lothar, jener Cello spielende Christdemokrat, der als erster und zugleich letzter Ministerpräsident der DDR im Jahr 1990 sein Land in die Wiedervereinigung mit der Bundesrepublik führte. Thomas de Maizière ist Lothars Cousin. Auch er gehört seit der Jugend der CDU an, ist mit 51 Jahren aber fast eine Generation jünger.
Angesichts auch der Bedeutung des Fallens des Eisernen Vorhanges ist es fraglich, ob Thomas jemals auch nur in die Nähe der politischen Bedeutung von Lothar kommt. Aber wer weiß. Mit Sicherheit wird er in seinem neuen Job an der Schlüsselstelle sitzen, welche Deutschland im Zusammenwachsen voranbringen kann. Als Kanzleramtsminister der künftigen Regierungschefin Angela Merkel spielt Thomas de Maizière den Drahtzieher des Bundeskabinetts schlechthin: nach außen hin kaum sichtbar, geht ohne ihn - noch dazu in einer bezüglich der Koordination besonders schwierigen großen Koalition - gar nichts. Handwerklich, biografisch wie auch einstellungsmäßig scheint der überzeugte Großkoalitionär darauf bestens vorbereitet.
De Maizière kam in Bonn zur Welt. Sein Vater war Soldat, brachte es bis zum Generalinspekteur der Bundeswehr, dem ranghöchsten Offizier in Deutschland, Nato-Geheimnisträger. Deshalb machten die DDR-Behörden in Thomas' Kindheit immer Probleme, wenn Familientreffen "drüben" versucht wurden.
Der Junge wurde am Jesuitengymnasium ausgebildet, studierte dann Rechtswissenschaften und Geschichte, promovierte kurz vor dem Fall der DDR zum Thema Bundeskartellamt. Nebenbei begann er beim damaligen Berliner Bürgermeister Richard von Weizsäcker, später Bundespräsident. Nach der Wende ging er nach Ostdeutschland, bekleidete im "Umbruch" zunächst mehrere hohe Ämter der Regierung in Mecklenburg-Vorpommern. 1999 folgte er dem Ruf von Sachsens legendärem Ministerpräsident Kurt Biedenkopf, zunächst als Finanz-und Justizminister, zuletzt war er Innenminister.