So nahm man bei der ersten Aufführung der aktuellen Lulu-Serie Marlis Petersen als leichtgewichtige Lulu wahr, Franz Grundheber als kernigen Dr. Schön, Arnold Bezuyen als stimmfesten Alwa, doch Sinn und Botschaft des Werks traten kaum an einen heran. Bezüglich des Staatsopernorchesters (Leitung: Michael Boder) konnte man das künstlerische Glas halb leer oder halb voll finden - also einem packenden, außergewöhnlichen Musikerlebnis nachsehnen oder eine doch noch respektable Wirkung konstatieren.
So saß man also und schaute mehr als dass man sah und dachte mehr als dass man hörte, und im Ende schien einem die authentischste Figur des Abends noch jene des Operndirektors gewesen zu sein, der am Ende von der Loge aus generös Applaus gespendet hatte. Neben Ioan Holender sah man Seiji Ozawa - heftig - Beifall zollen.
Unlängst hatte der Musikdirektor selbst die musikalischen Berg-Fäden in der Hand gehalten: beim Wozzeck. Das Orchester, beim Gros des Opernrepertoires eher Jumbojet-mäßig die unendlichen Weiten des Großgefühls durchbretternd, hat sich beim Wozzeck in eine Flotte kleiner Kunstflugzeuge aufzuteilen und so die schnellsten, bizarrsten Volten der Emotion zu fliegen.