Foto: Gölles

„Das ist so ziemlich das Beste, was ich in Sachen Schnaps je gekostet habe. Absolute Weltklasse, einfach a Wahnsinn!“ So nüchtern und sachlich kommentiert Hermann Botolen, Restaurantleiter bei Meinl am Graben, den Vogelbeerschnaps von der Brennerei Rochelt. Man sollte zwar die Kirche schon im Dorf lassen, aber: wo er Recht hat, hat er Recht. Rochelts Vogelbeeren sind natürlich handverlesen und stammen aus kühlen, sehr nördlichen Gegenden Finnlands, wodurch sie ihre ausgeprägte Aromatik erhalten. Dann muss man nur noch perfekt vergären und sorgfältig (doppelt) destillieren, um so ein herausragendes Produkt anbieten zu können.

Wer nicht ganz soviel Geld hat (Rochelts Vogelbeere kostet ab Hof in der 0,35-l-Flasche immerhin € 136,-) und einen Schnaps in fast vergleichbarer, jedenfalls sehr guter Qualität haben möchte, ist auch mit den nachfolgend angeführten Schnäpsen bestens bedient.

  • Vogelbeere/1999/52% vol/Brennerei Rochelt, Fritzens/19,5/***** Nordisch kühle Aromatik, klar wie Gebirgswasser, typische Noten mit passender, nicht zu lauter Bittermandel und wildfruchtigen Komponenten / kräftig und zupackend am Gaumen, herzhafter Biss und athletische Struktur, schön ausbalanciert mit feinen Anklängen an gebrannte Mandeln / harmonische Bitternoten mit zarter Süße im Abgang, sehr warm, fast feurig, trockene Stilistik mit leichten Kanten, sehr gute Länge. Ein Schnaps für hier und jetzt und die nächsten zehn Jahre...
  • Vogelbeere/2004/45% vol/Brennerei Gölles, Riegersburg/19/***** Kräftiges, dabei rundes und voluminöses Mandel-Marzipan-Aroma, schön balanciert von herbstlich-herben Nuancen, Anklänge an getrocknete Feigen und Nüsse in Honig / am Gaumen schöner Mix aus Bitter-Kräutern und Trockenfrüchten, fester, dabei schlanker und ranker Körper, noch etwas jugendlich-ungestüm, aber mit den besten Anlagen für weitere schöne Jahre / bei aller Kraft sehr geschmeidig im Abgang, gräbt sich schön ein ohne jede Schärfe, bleibt lange mit intensiven, dabei eleganten und typischen Noten auf der Zunge liegen. Top!
  • Vogelbeerbrand/oh.Jg/48% vol/Brennerei Ziegler, Freudenberg/18,4/**** Würzig-bittere Nase, herbfruchtig, wild und markant, ganz dezenter Dieselton / gute Fortsetzung am Gaumen, fein balancierte Frucht mit reifen und bitteren Tönen, schön eingebundener Alkohol, guter Körper, feste Struktur / kräftig und harmonisch von Anfang bis zum Ende, langer Abgang.
  • Vogelbeerbrand/2002/44% vol/Brennerei Tinnauer, Gamlitz/17,8/*** Klassisch-herbe Nase, wild und herbstlich fruchtig, schlank mit feinblättriger Note / am Gaumen schön ausgereift, balanciert herb-süßlich, eingebundene Mandel, schöner Körper mit feinen Rundungen / sehr schöner Abgang, fruchtig und weich, etwas mehr Druck wäre fein, insgesamt aber reifer Brand ohne Fehl und Tadel.
  • Vogelbeere/2005/45% vol/Brennerei Gölles, Riegersburg/17,8/*** Trotz Jugend schon sehr typisch, Aromen von Marzipankeksen (Amaretti), feine wildfruchtige Struktur, herrlich erfrischend / am Gaumen noch etwas drucklos, aber fein eingebundene Aromen nach Heublumen und herbstlichen Früchten, herbfruchtig mit deutlicher Mandelnote / durchgängig und anhaltend im Abgang, schon jetzt rund und relativ weich, kann – nach aller Erfahrung – noch wachsen und zulegen.
  • Vogelbeere/2004/43% vol/Brennerei Pfau , Klagenfurt/17,5/*** Klare, ganz helle Nase, sehr sauber destilliert, aber nicht so ganz typisch, mehr eine Form der eleganten, dezenten Vogelbeere / detto am Gaumen, vornehme Zurückhaltung, aber wieder ganz elegant, feminin, schlanke Figur / am Besten im Abgang, schwebt lang und leichfüßig auf der Zunge, macht auf Dauer richtig Spaß. (vm)