Man habe als ehemaliger Nachzügler in Sachen Forschungsausgaben viel erreicht. Nun hieße es aber, so Knut Consemüller, Vorsitzender des Rates für Forschung und Technologieentwicklung, die Strukturen für die Forschung zu ändern, um "Exzellenz an der Spitze" zu erreichen.

Die Studie "Exzellente Netzwerke", die letzte Woche im Museum Moderner Kunst vorgestellt wurde, soll diesen Aufholprozess beschleunigen. In ihr werden Kriterien festgelegt, wie Exzellenz in Forschungsnetzwerken gemessen, bewertet und simuliert werden kann. Denn die Zeiten, in denen das Genie im stillen Kämmerlein werkte, sind von der Ära des gegenseitigem In- und Outputs, des disziplinenübergreifenden Arbeitens längst verdrängt.

Ohne Netzwerke kein Wettbewerbsvorteil, besagen aktuelle Wirtschaftstheorien. Die Studie, die von Harald Katzmair (FAS.research) zusammen mit Wissenschaftern der Medizinischen Universität Wien (Complex Systems Research Group) durchgeführt wurde, zeigt drei Faktoren auf, die grob allen Netzwerken zugrunde liegen: Effizienz (der rasche Transport von Wissen in alle Netzwerkbereiche), Stabilität (Krisensicherheit, wie schnell bricht ein Netzwerk zusammen) und Diversität (die Unterschiedlichkeit an Akteuren).

Eine wichtige Erkenntnis erbrachte die Studie, deren Daten aus Forschungskooperationen des sechsten EU-Rahmenprogramms stammen: Das exzellente Netzwerk als solches gebe es nicht, so Katzmair, denn jedes Netzwerk verfolge andere Ziele. Werden beispielsweise radikale Innovationen angestrebt, also Breakthroughs, müssen Netzwerke anders beschaffen sein als jene, die fortführende Innovationen hervorbringen. Daher seien auch die Parameter für den Erfolg andere.

Mit einem vom Team rund um Katzmair entwickelten vierteiligen "Exzellenzzyklus" fließen nun auch alle vier Phasen der Wertschöpfungskette (Forschung, Entwicklung, Produktion, Diffusion) in die Bewertung ein. Exzellente Netzwerke, zuständig für die Phase der Forschung, erfordern beispielsweise ein sehr hohes Maß an Effizienz, Stabilität und Diversität. Für eine exzellente Diffusion und Kommunikation genüge hingegen: ein mittleres Maß an Effizienz, ein hohes an Stabilität, aber ein geringes an Diversität.

Für die Auftraggeber, den Rat für Forschung und Technologieentwicklung sowie das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA), bedeutet die Studie eine entscheidende Hilfestellung für eine effiziente Forschungsförderung. Michael Losch vom BMWA bringt ein Beispiel: "Wir verfügen über 30 Technologieplattformen. Für die EU kommen vielleicht nur sechs Themen infrage." Die Netzwerkanalyse würde hier Orientierung bieten. Wobei Losch betont, dass sie nicht die "einzige Methode der Bewertung" sei.

Für Consemüller bedeutet es als Konsequenz der Studie, noch mutiger Institutionen zusammenzufassen. Dem schloss sich auch Henrietta Egerth, Geschäftsführerin des FFG, an. Man dürfe nicht davor zurückschrecken, auch bei bereits institutionalisierten Netzwerken "radikal einzuschreiten". Denn es gehe um den "Vergleich, die Gesamtschau und das Miteinander". Aber existiert für dieses Miteinander überhaupt die kulturelle Grundlage in Österreich? Ein "Mentalitätswechsel" müsse erfolgen, so Katzmair, und Netzwerke müssten als "immaterielle Infrastruktur" betrachtet werden.

Die Clusterbildung im Automobilbereich zeige aber, dass bereits ein Anfang gemacht wurde. Die Studie könnte schließlich in einen Maßnahmenkatalog für das siebente Rahmenprogramm der EU einfließen. (Erika Müller/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14. 11. 2005)