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Am Samstag verabschiedete sich Prinzessin Sayako mit großem Zeremoniell von ihren Eltern im Palast.
Foto: Reuters/Kyodo
Die Nation ist aufgeregt, weil am 15. November Prinzessin Sayako heiraten wird. Und zwar einen aus dem Volk. Und das ist nicht nur eine romantische Geschichte von der einzigen Tochter des japanischen Kaisers, die wegen einem Bürgerlichen ein Leben im Palast und ihren Status sausen lässt. Am Samstag verabschiedete sich die 36-Jährige mit großem Zeremoniell von ihren Eltern im Palast, sie ist nach der Eheschließung mit dem 40-jährigen Stadtplaner Yoshiko Kuroda nicht mehr Mitglied des Kaiserhauses.

Schwerwiegende Frage

Die Hochzeit stellt den Hofzeremonienmeister vor die Frage: Wo setzen wir den Kaiser bei der Hochzeitsfeier hin? Es ist das erste Mal in der Geschichte des japanischen Kaiserhauses, dass der Tenno an einer bürgerlichen Hochzeit teilnimmt. Das Hochzeitsprotokoll schreibt vor, dass am Kopf der Hochzeitstafel das Brautpaar sitzt, gefolgt von den ranghöchsten Vertretern, die zur Hochzeit geladen sind. Also etwa Minister, hohe Beamte oder der Chef aus der Firma. Dann kommen FreundInnen und am Ende der Tafel - am weitesten vom Brautpaar entfernt - die Eltern. Als Brautvater würde Kaiser Akihito also ganz unten an der Tafel sitzen, als ranghöchster Vertreter müsste er aber neben dem Brautpaar Platz bekommen.

Nobuko-san, eine Kennerin des Protokolls aus einer der einflussreichsten Familien Japans, sah den Hofzeremonienmeister zuletzt ratlos: "Es ist unmöglich, dass Kaiser Akihito und Kaiserin Michiko im 'Unterhaus' bei Tisch sitzen."

Echte Liebe

Sicher scheint, dass das Kaiserpaar und die Brautleute Sayako und Yoshiki, am wenigsten mitzureden haben werden, da bei Hofe die über die Jahrhunderte entwickelten Verhaltensregeln beinhart exekutiert werden. Bei Hof wird bei der Auswahl der FreundInnen für die Kaiserkinder streng darauf geachtet, dass nur Abkömmlinge aus den besten Familien zum Spielen kommen. Bei Sayako und Yosiko soll sich echte Liebe entwickelt haben.

Die Regierung plant eine Reform, um künftig auch die weibliche Thronfolge zu erlauben. So könnte Prinzessin Aiko, Tochter von Sayakos älterem Bruder Kronprinz Naruhito und dessen (bürgerlicher) Frau Masako, Kaiserin werden. Der Tenno selbst brach 1959 mit der Tradition und heiratete mit Michiko eine Bürgerliche. (D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 14.11. 2005)