Linz - Unzufriendenstellend ist die Kinderbetreuungssituation in Oberösterreich: Nur 19 Prozent der Gemeinden bieten wirklich ausreichende Kinderbetreuung für Kinder von 2 bis 10 Jahren an. Die Verhandlungen zum neuen Kinderbetreuungsgesetz lassen außerdem befürchten, dass sich daran wenig ändern wird: Es wird kein Rechtsanspruch formuliert und es werden nicht mehr finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt.

Aktionstag

Mit einem Aktionstag in allen Bezirken wollen die SPÖ-Frauen heute auf die Missstände aufmerksam machen: auf Plakattafeln mit drei verschiedenen Smileys - darunter die jeweiligen Zahlen - die Kinderbetreuungssituation in den 445 oberösterreichischen Gemeinden veranschaulichen.

"Damit Frauen gleich berechtigte Chancen haben, müssen Kinderbetreuung und eine existenzsichernde Berufstätigkeit endlich in Einklang gebracht werden. Dazu gehört der Rechtsanspruch für Eltern auf einen qualitätsvollen, ganztägigen und leistbaren Kinderbetreuungsplatz aller Altersgruppen", fordert SPÖ-Landesfrauenvorsitzende Sonja Ablinger und sieht hier noch viel Aufholbedarf im Land.

Maßstäbe guter Infrastruktur

Der neue Kinderbetreuungsatlas 2005 der AK Oberösterreich macht deutlich, dass es zwar Verbesserungen gibt, das Ziel einer flächendeckenden Versorgung aber noch in weiter Ferne liegt.

Für die SPÖ-Frauen sind Kindergärten, die täglich länger als acht Stunden durchgehend geöffnet haben, von Montag bis Donnerstag ein warmes Mittagessen anbieten, in denen es auch Betreuungsangebote für unter 3-jährige und für Volksschulkinder gibt, der Maßstab für eine qualitätsvolle Kinderbetreuung, die sich auch mit der Berufstätigkeit der Eltern vereinbaren lässt.

"Da sich die Öffnungszeiten in den Kinderbetreuungseinrichtungen häufig nicht mit der Berufstätigkeit der Eltern vereinbaren lassen und auch die Wirtschaft noch nicht erkannt hat, dass beide Elternteile sowohl berufliche wie auch familiäre Aufgaben erfüllen wollen, besteht für viele Frauen nach wie vor der Zwang, sich zwischen Beruf und Familie zu entscheiden. Der Wunsch, Erwerbstätigkeit und Familienleben zu vereinbaren bedeutet dann unfreiwillige Teilzeit statt Vollzeit, einseitig flexible Arbeitszeiten, Anreize zum Berufsausstieg - Stichwort Kindergeld - statt öffentlicher Kinderbetreuungsangebote", betont Ablinger.

Betreuungslücken bei den Kleinen und Volksschulkindern

Eine Erhebung der Statistik Austria vom September 2002 hat für Oberösterreich 8.100 fehlende und 7.400 unpassende bzw. unzureichende Betreuungsplätze ergeben. Den größten Bedarf gibt es bei zusätzlicher Betreuung für die unter 3-jährigen sowie bei der Nachmittagsbetreuung für Volksschulkinder.

Eine Sonderauswertung der Daten der Statistik Austria im Auftrag der AK Wien hat ergeben, dass in OÖ. zwar 85 Prozent der 3- bis 5-jährigen in einem Kindergarten betreut werden. Aber nur 22 Prozent der Kinder kommen in einem Kindergarten unter, der Öffnungszeiten hat, die sich mit einer existenzsichernden Erwerbstätigkeit der Eltern in Einklang bringen lassen.

Wenn das Tempo beim Ausbau adäquater Kinderbetreuungseinrichtungen nicht beschleunigt wird, wird es 30 Jahre dauern, bis die EU-Ziele bei der Kleinkindbetreuung in Österreich erreicht werden, so Ablinger. Insgesamt ist Österreich vom EU-Ziel einer Betreuungsquote von 33 Prozent bei den Kleinsten noch meilenweit entfernt. Oberösterreich nimmt bei den unter 3-jährigen den unrühmlichen vorletzten Platz aller Bundesländer ein. (red)