Solana-Mann in Berlin
Auch bei Sachthemen wie der umstrittenen EU-Dienstleistungsrichtlinie wird Frankreich einen Mitstreiter verlieren, der gegen den von Paris als neoliberal gescholtenen Kurs in Brüssel Widerstand leistet. Merkel, die bei der Kür von Kommissionspräsident José Manuel Barroso eine wichtige Rolle gespielt hat, setzt vielmehr auf gute Zusammenarbeit mit Brüssel. Sie hat den Leiter des politischen Stabs von EU-Chefdiplomat Javier Solana, Christoph Heusgen, als außenpolitischen Berater bestellt. Heusgen (50) genießt in Brüssel höchste Reputation. Er ist auch für die Europapolitik zuständig, bisher im Kanzleramt eine eigene Abteilung.
Außerdem hat Merkel in ihrer Pressekonferenz am Samstag versprochen, eine Tradition aus der Regierungszeit von Helmut Kohl fortzusetzen: mehr auf die kleinen EU-Staaten Rücksicht zu nehmen. Diese Staaten sollten intensiver in die Diskussion einbezogen werden. "Wir werden unsere Interessen nicht vergessen, wir werden aber fair miteinander umgehen", versprach Merkel. Schröder hatte bei EU-Themen zuerst den Schulterschluss mit Frankreich gesucht und dann darauf gesetzt, dass sich die anderen EU-Staaten dem anschließen.